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In der Murellenschlucht
g. | Montag, 4. Mai 2009, 11:58 | Themenbereich: 'stadterkundungen'
Unsere Wanderung beginnt am S-Bahnhof Pichelsberg. Sie verlassen den Bahnhof in nordwestlicher Richtung (Glockenturm/Waldbühne). Auf der Fußgängerbrücke gehen sie nach rechts bis zu einer Tennisanlage, die wir zunächst umrunden müssen.
Sie wundern sich über diesen Unfug? Nun, wahrscheinlich stammt die Genehmigung, den Tennisplatz direkt vor dem Bahnhofsausgang zu bauen noch aus der Zeit als die S-Bahn unter der Regie der Reichsbahn betrieben wurde. Der Senat und die Bezirksämter versuchten damals der S-Bahn das Wasser abzugraben, indem sie einerseits den Fahrgästen der Bahn das Leben schwer machten und gleichzeitig alternative Strecken der U-Bahn bauten. Mit der Übernahme der S-Bahn durch die BVG und später der Wiedervereinigung erbte man dadurch eine Reihe von Problemen.
Also: um den Tennisplatz herum, am Elsa-Rendschmidt-Weg links bis zur Glockenturmstraße. Ein Blick nach rechts: Am Ende der Strasse sehen wir den Glockenturm des Maifeldes, aber das ist eine andere Geschichte. Auf der anderen Straßenseite ist ein Erdgasspeicher der GASAG. Gehen sie wenige Schritte nach links und biegen in den Fußweg zwischen der Glockenturmbrücke und dem Erdgasspeicher ein.
Der Weg führt uns durch den Wald bis zu einer Weggabelung, links geht’s auf den Murellenberg, rechts in die Murellenschlucht . Murellen sind eine alte Kirschsorte.
Der Murellenberg erhebt sich ca. 60 Meter und ist eine Endmoräne des Berliner Urstromtals. Ob man eine Erhebung von sechzig Metern einen Berg nennen sollte, ist eine Frage, die ein Schweizer anders als ein Berliner, der außer einigen Moränen und Trümmerbergen keine Berge, Hügel, Höhen o.ä. kennt, beantworten wird. Die Murellenschlucht ist bis zu 30 Meter tief und bietet Wildbienen und Schmetterlingen einen Lebensraum, der in einer Großstadt selten ist. Das Gelände ist 28 Hektar groß und seit 1993 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Wir folgen zunächst dem Weg durch das Murellenfließ, tauchen bald wieder in den Wald ein, bis wir die Spiegel und die Treppe auf den Berg erreichen. Einige Spiegel sind mit Texten versehen, die Auskunft über den Erschießungsplatz der Wehrmacht auf dem Murellenberg geben.
Die Treppe hoch.
Die militärischen Anlagen mit Kasernen und Schießständen am Murellenberg existieren seit 1840.
Während des Nationalsozialismus war hier eine Wehrmachtshinrichtungsstätte, der „Erschießungsplatz V der deutschen Wehrmacht Standort Berlin“. Insbesondere gegen Ende des 2. Weltkrieges wurden hier zahlreiche Todesurteile vollstreckt, von August 1944 bis April 1945 wurden 245 Deserteure, Wehrdienst- und Befehlsverweigerer hier standrechtlich erschossen. Standgerichte kannten zu dieser Zeit nur Freispruch oder Todesstrafe, Rechtsmittel gegen ein Urteil gab es nicht. Erst 1998 hob der deutsche Bundestag die Entscheidungen der NS-Terrorjustiz auf, seit 2002 müssen die Opfer bzw. die Angehörigen der Opfer der Militärjustiz auch nicht mehr die entwürdigende Einzelfallprüfung für ihre Rehabilitierung erdulden.
Durch die Militärjustiz wurden ca. 30.000 Todesurteile ausgesprochen und 23.000 davon vollstreckt.
Seit 2002 steht das von Patricia Pisani gestaltete „Denkzeichen“ für die Opfer an der Hinrichtungsstätte.
Nach dem Krieg wurde die Anlage von den Briten, ab 1990 von der Berliner Polizei genutzt.
Wir folgen dem Zaun der Schießanlage abwärts bis wir wieder im Tal sind.
Nach wenigen Minuten erreichen wir den Friedhof Ruhleben und den Hempelsteig, dem wir nach links folgen. Der Hempelsteig wurde nach dem Kommunalpolitiker Carl Hempel (1833 – 1903) benannt, ob er ein Sofa besaß ist nicht bekannt.
Nach etwa 300 Metern erreichen wir den Friedhof und das Krematorium Ruhleben.
Am Friedhofsparkplatz biegen wir nach rechts ab auf die Strasse Am Hain und nehmen am Charlottenburger Damm den Bus 131 bis zum U-Bahnhof Ruhleben oder den M45 bis Zoologischer Garten.
Sie wundern sich über diesen Unfug? Nun, wahrscheinlich stammt die Genehmigung, den Tennisplatz direkt vor dem Bahnhofsausgang zu bauen noch aus der Zeit als die S-Bahn unter der Regie der Reichsbahn betrieben wurde. Der Senat und die Bezirksämter versuchten damals der S-Bahn das Wasser abzugraben, indem sie einerseits den Fahrgästen der Bahn das Leben schwer machten und gleichzeitig alternative Strecken der U-Bahn bauten. Mit der Übernahme der S-Bahn durch die BVG und später der Wiedervereinigung erbte man dadurch eine Reihe von Problemen.
Also: um den Tennisplatz herum, am Elsa-Rendschmidt-Weg links bis zur Glockenturmstraße. Ein Blick nach rechts: Am Ende der Strasse sehen wir den Glockenturm des Maifeldes, aber das ist eine andere Geschichte. Auf der anderen Straßenseite ist ein Erdgasspeicher der GASAG. Gehen sie wenige Schritte nach links und biegen in den Fußweg zwischen der Glockenturmbrücke und dem Erdgasspeicher ein.
Der Weg führt uns durch den Wald bis zu einer Weggabelung, links geht’s auf den Murellenberg, rechts in die Murellenschlucht . Murellen sind eine alte Kirschsorte.
Der Murellenberg erhebt sich ca. 60 Meter und ist eine Endmoräne des Berliner Urstromtals. Ob man eine Erhebung von sechzig Metern einen Berg nennen sollte, ist eine Frage, die ein Schweizer anders als ein Berliner, der außer einigen Moränen und Trümmerbergen keine Berge, Hügel, Höhen o.ä. kennt, beantworten wird. Die Murellenschlucht ist bis zu 30 Meter tief und bietet Wildbienen und Schmetterlingen einen Lebensraum, der in einer Großstadt selten ist. Das Gelände ist 28 Hektar groß und seit 1993 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Wir folgen zunächst dem Weg durch das Murellenfließ, tauchen bald wieder in den Wald ein, bis wir die Spiegel und die Treppe auf den Berg erreichen. Einige Spiegel sind mit Texten versehen, die Auskunft über den Erschießungsplatz der Wehrmacht auf dem Murellenberg geben.
Die Treppe hoch.
Die militärischen Anlagen mit Kasernen und Schießständen am Murellenberg existieren seit 1840.
Während des Nationalsozialismus war hier eine Wehrmachtshinrichtungsstätte, der „Erschießungsplatz V der deutschen Wehrmacht Standort Berlin“. Insbesondere gegen Ende des 2. Weltkrieges wurden hier zahlreiche Todesurteile vollstreckt, von August 1944 bis April 1945 wurden 245 Deserteure, Wehrdienst- und Befehlsverweigerer hier standrechtlich erschossen. Standgerichte kannten zu dieser Zeit nur Freispruch oder Todesstrafe, Rechtsmittel gegen ein Urteil gab es nicht. Erst 1998 hob der deutsche Bundestag die Entscheidungen der NS-Terrorjustiz auf, seit 2002 müssen die Opfer bzw. die Angehörigen der Opfer der Militärjustiz auch nicht mehr die entwürdigende Einzelfallprüfung für ihre Rehabilitierung erdulden.
Durch die Militärjustiz wurden ca. 30.000 Todesurteile ausgesprochen und 23.000 davon vollstreckt.
Seit 2002 steht das von Patricia Pisani gestaltete „Denkzeichen“ für die Opfer an der Hinrichtungsstätte.
Nach dem Krieg wurde die Anlage von den Briten, ab 1990 von der Berliner Polizei genutzt.
Wir folgen dem Zaun der Schießanlage abwärts bis wir wieder im Tal sind.
Nach wenigen Minuten erreichen wir den Friedhof Ruhleben und den Hempelsteig, dem wir nach links folgen. Der Hempelsteig wurde nach dem Kommunalpolitiker Carl Hempel (1833 – 1903) benannt, ob er ein Sofa besaß ist nicht bekannt.
Nach etwa 300 Metern erreichen wir den Friedhof und das Krematorium Ruhleben.
Am Friedhofsparkplatz biegen wir nach rechts ab auf die Strasse Am Hain und nehmen am Charlottenburger Damm den Bus 131 bis zum U-Bahnhof Ruhleben oder den M45 bis Zoologischer Garten.
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