Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Reisejournal Sizilien Frühjahr 2012 (Zwischenstück)
Wohin des Wegs, meine Damen?

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jean stubenzweig, Mittwoch, 8. August 2012, 09:20
Vermutlich
in den Kampf. Teilweise unifomiert und allesamt bewaffnet sind sie jedenfalls, nicht nur an den Füßen. Ich mag gar nicht wegschauen. Am liebsten zöge ich mit inmitten der Kampfdemonstration.

vert, Mittwoch, 8. August 2012, 11:12
veline-aspirantinnen
auf dem weg auf die castingcouch.

monnemer, Mittwoch, 8. August 2012, 12:55
Das hieße, die Lage durch die Dolce&Gabbana-Brille zu betrachten.

g., Donnerstag, 9. August 2012, 07:28
Man kann das natürlich auch ganz anders sehen, meint: @@@@:

sunny5, Dienstag, 14. August 2012, 04:30
Vermutlich sind die kleinen Zwinkersmileys nicht als Aufforderung an mich gedacht zu antworten; aber wer wäre ich, ließe ich mir diesen kleinen Spaß nehmen. Und sie könnten auch eine kleine Abordnung des Slutwalks sein: Herr Polizeipräsident, wir tragen was wir wollen und wie und wann wir wollen - ein kurzer Rock ist keine Aufforderung zu einem sexuellem Übergriff.

Intendierte links:
Mini/Maxi
Popsternchen und It-Girls verkaufen ihre Blöße für Bares (Gucci-Aspekt)
Statistiken die ausagekräftig den Minirock als Auslöser für sexuelle Übergriffe widerlegen
Nachkriegszeit Kleide dich nicht wie eine Hure
Massenvergewaltigungen in Kriegssituationen
Ausbeutung von MigrantInnen

und und und

Aber. Es sind eben nur glitzernde hübsche Kleidchen (und vielleicht von Gucci ... ). Und das ist gut so. :)

g., Dienstag, 14. August 2012, 06:45
Die Kürze des Rocks war nicht das Bemerkenswerte, eher die Farbe und Beschaffenheit der Kleider und natürlich die Uniformität und die schüchterne Entschlossenheit beim Voranschreiten. Die Grazien ziehen in die Schlacht: wer darf bei der Eröffnung des neuen Gebrauchtwagenparks dekorativ herumstehen? Von Slutwalks haben die Abiturientinnen in sizilianischen Kleinstädten wohl noch nie gehört. Das ist mehr etwas für den Landadel vom Prenzlauer Berg.

sunny5, Dienstag, 14. August 2012, 07:06
Das lässt sich vermutlich kritisieren, dass dies weltweit vorallem eine großstädtische Bewegung war (ist sie es noch?). Aber tatsächlich fand der erste Slutwalk in Deutschland in Passau statt, also dem Hauptsitz des Landadels. Eine Auswahl.

Es war ein wenig die gefühlt an mich herangetragene Erwartung, die mich derart spezifisch antworten ließ.

Auf der anderen Seite weiß ich von speziell initiierten 'Nächten der Frauen' (u.a. Bogota) wo symbolhaft einen Abend lang nur Frauen ausgehen durften. Der Hintergrund ist ähnlich und das geschah schon vor Jahren. Aber natürlich auch wieder sehr großstadtbezogen.

g., Dienstag, 14. August 2012, 07:38
Ich wollte nichts gegen Slutwalks sagen und schon gar nicht gegen das Recht auf belästigungsfreies sich bewegen wie es die Frauen in Bogotá mit ihrer Aktion reklamieren. Irritierend finde ich eher, dass weit über 99% der Frauen und Männer, die ich so treffe, mit Slutwalks nichts anzufangen wissen. Wenn ich ihnen dann die Intention erkläre, sehen sie mich an als ob ich nicht ganz knusper wäre.

sunny5, Dienstag, 14. August 2012, 08:09
Die zwei Aktionen lassen sich ganz gut vergleichen. Eine Demonstration ist der Versuch lautstark und bildgewaltig auf einen Missstand aufmerksam zu machen und bei der anderen Aktion wird der einen Gruppierung das Ausgehvergnügen entzogen, was aber eher einer altertümlichen Maßnahme samt Sippenhaft gleicht. Man möchte ja auch nicht unter Generalverdacht stehen. Und für die Frauen ist es ein Abend im Jahr. Komplett angstfrei.

g., Dienstag, 14. August 2012, 08:37
Es sind beides symbolische Aktionen, allerdings in höchst unterschiedlichen Kontexten. Bogotá ist eine Stadt, die wohl mehr als die meisten Städte auf der Welt von alltäglicher sexualisierter und nicht sexualisierter Gewalt geprägt ist. Insofern bezweifle ich, dass eine nennenswerte Anzahl von Männern sich vom Ausgehvergnügen abhalten lässt. Ich vermute, dass allein die Ankündigung eines solchen Abends zu Morddrohungen führt. Um Angstfreiheit kann es da – ohne dass ich jetzt Konkreteres über die Aktion weiß – meiner Einschätzung nach nicht gehen. Es wäre interessant, mehr darüber zu erfahren. Haben Sie da einen Link o. ä.?

sunny5, Dienstag, 14. August 2012, 09:11
Ich überlege gerade. Es war entweder Antanas Mockus oder Luis Eduardo Garzon. Einer der beiden Bürgermeister hatte das ins Leben gerufen. Dergestalt war es auch offiziell absegnet.

Und jetzt wird es schwierig. Ich wage zu behaupten, dass Bogota gar nicht mal arg grob von sexualisierter Gewalt geprägt ist, im Vergleich zu umliegenden Ländern (ohne einen europäischen Vergleich zu wagen) .

Nein, nein. Es gab keine Morddrohungen.

Mockus war es. Letzter Absatz

Eine Freundin war dieses und letztes Jahr häufig verreist und sie erwähnte das auch für eine andere Stadt (da ist das Gedächtnis kurz am schwitzen ... (entweder in Kuba oder direkt Tiblisi?) )

g., Mittwoch, 15. August 2012, 06:27
Herzlichen Dank für den Link. Da die Aktion vom Bürgermeister von Bogotá initiiert wurde, sind natürlich gewalttätige Gegenaktionen nicht zu erwarten. Ich hatte angenommen, dass es ein Aufruf einer kolumbianischen Frauenorganisation sei.

Unsere Diskussion führt uns jetzt zwar sehr weit von dem Foto oben aus Cefalú weg, ist aber ja nicht so tragisch.

Mein Bild von Bogotá ist geprägt von meinem Aufenthalt von Ende der 70er. Damals drohte das Land in einen Drogenkrieg abzurutschen. Was mich seit dem an Nachrichten aus Kolumbien erreichte, hörte sich eher so an, als sei alles schlimmer geworden. Aus dem Drogenkrieg entwickelte sich wohl ein Bürgerkrieg, der – wenn ich das richtig mitgeschnitten habe – seit einigen Jahren mit mäßigem Erfolg befriedet werden soll. Dass der Bürgermeister von Bogotá versucht bzw. versuchte wieder etwas Zivilität in seine Stadt zu bringen, ist natürlich schön zu lesen. Dass die Zahl der Morde um 70% innerhalb eines Jahres gesunken sein soll, kann ich aber fast nicht glauben. (Laut Wikipedia waren es zwischen August 2001 und Februar 2002 19,7%.) Aber die Bemühungen scheinen ja weiter gegangen zu sein und weiter zu gehen. Daten zur Entwicklung sexueller Gewalt in Bogotá habe ich auf die Schnelle nicht auftreiben können.

Mein Bild von Kolumbien ist ja eher von solchen Bildern geprägt: Straßenkinder in Medellin (Die Art der Darstellung ist m. E. fürchterlich, aber immerhin kann der Verfasser des Artikels ein paar Dinge wahrnehmen.)

Ach ja, weil wir eh grad quer durch die Welt diskutieren: die Slutwalkerei. Ausgangspunkt der Slutwalks war ja die Zwischenbemerkung eines Polizeibeamten ( „women should avoid dressing like sluts in order not to be victimized“ ) von Toronto, der die Frauen, die von sexuellen Übergriffen betroffen sind, mitverantwortlich für diese Übergriffe machte (Täter-Opfer-Umkehr). Wenn man sich nun anschaut in welchem Umfang sich der Slutwalk zumindest in Deutschland vom Ausgangspunkt, der Zuschreibung von Mitverantwortung, entfernt hat und inzwischen zu einer Demonstration eher allgemeineren Charakters geworden ist, frage ich mich zumindest für wen die Bezeichnung Slutwalk eigentlich noch verständlich ist. Mal abgesehen, dass der Begriff Slut selbst für gut Englisch sprechende Menschen eher ungeläufig ist und mal abgesehen, dass die Slutwalks in Deutschland wohl in jeder Stadt zu einem anderen Termin stattfinden. Aber gut, das halt sind nur so Fragen. Vielleicht möchte auch jede Generation das Rad neu erfinden oder es geht nur ein neues Event.

sunny5, Mittwoch, 15. August 2012, 08:58
Manchmal gerät man an solche Geschichten und an solche. Vermutlich ließe sich auf der Stelle eine ähnlich gelagerte Straßengeschichte für Deutschland aus dem Hut zaubern, wenn Rosa von Praunheim nicht schon längst einen Film darüber gedreht hätte. Aber es wäre vermessen, den kolumbianischen Drogenkrieg als tiefe Wunde eines Volkes zu relativieren.

Sich in Sicherheit zu wiegen und junge Damen vor Gebrauchtwagenmärkten posieren zu sehen, rein gedanklich, ist eben 70er. Die Angleichung der Marktmechanismen weltweit ist in Cefalú eventuell noch nicht spürbar, aber voraussagbar.

Das meint die Generation, wenn sie versucht Masterpläne für die Zukunft zu entwerfen, die uns nicht völlig aus der Bahn werfen.

g., Freitag, 17. August 2012, 07:02
Stimmt schon, ist alles so a bisserl Rentnertratsch.




blansko, Mittwoch, 22. August 2012, 13:06
Die sehen alle aus...
...wie im Geschenkpapier gerollt. Also vermute ich, das sinde keine Gucci Kleider, oder die Qualität der Marke ist einfach tief runtergefallen.