Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Donnerstag, 9. Februar 2012
Der Kapitalismus
ist bekanntlich die unendliche Spirale der Geldvermehrung. Unendlich? Je nun, nun ja, werden wir doch mal praktisch:

Dagobert Duck brachte es, trotz größter Sparsamkeit mal gerade auf ein Vermögen von

13 Trillionen 224 Billionen 567 Milliarden 778 Millionen Thaler und 16 Kreuzer.


Mit so einer läppischen Summe könnte er vielleicht die Staatsschulden der USA tilgen und wäre auch reicher als Warren Buffet oder Steve Jobs, wahrer Reichtum fängt aber erst ab einem Vermögen von einigen Zentrifugallionen (1015), Zentrifugillionen (1042), einer Oktilliarde (1053) oder einer Tredezillion für (1075) an und wer wirklich Schotter hat besitzt mindestens einen Googol (10100) oder zehn Sexdezilliarden.
Dann müsste man zwar nicht mehr arbeiten, vom Unendlich wär man aber doch noch ein Stück entfernt.

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Mittwoch, 8. Februar 2012
Das würde ich nie tun!

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Dienstag, 7. Februar 2012
Kartoffeln, Kohl und fettes Fleisch
Bis vor einigen Jahren hatte ich bei mir in der Straße noch einen Zigarettenhändler. Dann kam die Phase, in der unsere Gegend so nach und nach alle Einzelhändler verlor, weil jeder der Alteingesessenen, der noch einen einigermaßen ausreichenden Verdienst hatte, wegzog in eine bessere Gegend. Nach und nach – dank öffentlicher Förderung – berappelte sich der Kiez wieder und zu den noch Verbliebenen gesellten sich Besserverdienende.
Ich ging gerne zu dem Händler, weil man immer auch ein Schwätzchen halten konnte und er einer der Leute im Kiez war, der mir viel und gerne über die Geschichte und Geschichten vor und nach der Wende erzählte. Schade, dass er die Segel streichen musste.

Es war an einem Tag wie diesem: Klirrender Frost, verkrustete Schneewehen und dieser eisige Wind, der einem unter der Hose die Beine hoch streicht und das Gefühl vermittelt, man könne die Kälte keine zehn Minuten länger aushalten. Dick eingepackt öffne ich die Tür des Ladens und schließe sie wieder eilig. Die Brille beschlägt. Ich nehme sie ab, lächle den Händler an und trete vor.
„Herrje, ist das kalt.“
„Nicht so schlimm.“
Ich sehe ihn an und bemerke erst jetzt, dass er über der Jeans nur ein T-Shirt trägt. Er scheint es tatsächlich nicht so schrecklich kalt zu finden. Der Laden hatte nur Einfachfenster und der kleine Kohlenoffen, der den Laden beheizte, kam gegen die minus zwanzig Grad im Freien nur mäßig an. Es war schätzungsweise knapp unter null Grad im Lokal.
„Holst du dir keine Erkältung, wenn du nur im Shirt hier stehst?“
„Aber nein. Ich empfinde es nicht als so kalt. Weißt du, ich habe an der Gaspipeline durch Sibirien und Russland mitgearbeitet, da können mich zwanzig Grad Kälte nicht schrecken.“
„Dieses Röhren-/Gasgeschäft damals? Konnte man da als DDRler so einfach mitarbeiten?“
„Na einfach nun auch nicht, aber das Kombinat, bei dem ich damals tätig war, war im sozialistischen Block führend bezüglich gewisser Schweißtechniken und so wurde ich gefragt, ob ich mit meiner Brigade beim Bau mithelfen wolle. Da habe ich zugegriffen. Der Verdienst war gut, jeder erhielt noch für sich und seine Familie für zwei Wochen einen Ferienplatz auf der Krim und es war eine Möglichkeit aus dem Alltag hier eine Weile heraus zu kommen.“
„Wie lange hast du es gemacht?“
„Lass mich überlegen? Fast ein Jahr, glaube ich?“
„Russisch konntest du?“
„Na ja, mit dem Schulrussisch aus der EOS kommst du natürlich nicht weit, aber ich habe Verwandte in der Nähe von Magnitogorsk und …“
Ich musste ihn wohl fragend angesehen haben, denn er erklärte mir freundlich und geduldig so einige sehr grundlegende geographische Fakten über die Sowjetunion, den Ural und einige der wichtigsten Städte in diesem Teil der Erde.
Nun wir plauderten noch eine Weile, gelegentlich kamen andere Kunden, die zwischendurch bedient wurden und am Schluss sagte er zu mir:
„Es ist natürlich keine reine Sache der Gewöhnung. Um mit Kälte zu Recht zu kommen, muss man sich natürlich auch entsprechend ernähren, also: fettes Fleisch, Kartoffeln und Kohl, und davon viel!“

Man wird ihm kaum wiedersprechen können, nur weckte seine Erzählung von reichhaltigem Essen, Wodka und Temperaturen von minus 30 oder 40 Grad, nette Russen hin oder her, keine Begeisterung bei mir für kalte Regionen, Schnee und Eis.
Ich musste vielmehr beim weiteren Frieren auf meinem Heimweg daran denken, dass ich ein Mal, ein einziges Mal in meinem Leben einen Winter ausgelassen hatte und dass ich das sehr genossen hatte.

Es war einige Jahre vorher, an einem Sonntagnachmittag im Januar 1979, als ich mit einer Badehose bekleidet in einer Hängematte auf den Islas Galapagos im Garten der Herberge, die Gus Angermeyers Frau damals betrieb und eine deutsche Tageszeitung las. Der Aufmacher der Zeitung war: Kältewelle in Deutschland dauert an. Neben der Überschrift war ein Bild – ich glaube aus Hamburg – mit einer Schneewehe, die bis knapp unter ein Stoppschild reichte. Ich trank einen Schluck Orangensaft, kratzte mich am Kopf und dachte: Da möchtest du jetzt nicht sein. Du möchtest jetzt nicht in einer deutschen Großstadt frieren. Du möchtest jetzt genau das tun, was du im Augenblick tust: In der Hängematte auf einer der schönsten Tropeninseln, die es auf der Welt gibt, liegen, Saft trinken und eine Zeitung lesen, die über eine Kältewelle an einem Ort berichtet, an dem du exakt jetzt nicht bist. Das möchtest du tun.

Und das könnte ich noch einige Male in meinem Leben tun. Glauben Sie mir.

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Montag, 6. Februar 2012
moralische Fragen
Es soll einen Autoaufkleber: "Stoppt Tierversuche, nehmt Kinderschänder" geben. Warum existiert kein Aufkleber: „Liebe Kinderschänder, warum nehmt ihr nicht lieber Tierrechtler?“

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Donnerstag, 2. Februar 2012
Schnipsel
Manchmal lese ich irgendwo etwas und es fällt mir dazu etwas mehr oder weniger komisches oder kluges ein, das schreibe ich dann auf:

  1. „wenn viel Gewese um »dieses Internet« gemacht wird, in dem sie nicht mehr erkennen können als eine verbesserte Post- und Telefonanlage“. Und ist es denn mehr als eine verbesserte Post- und Telefonanlage?
  2. Ein sehr alter Trendsport: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Linkste im ganzen Land?“
  3. Oh heilige Vielfalt der Sprache! Ein Schwarzkittel kann ein Schiedsrichter, ein Geistlicher, ein Gothic-Fan oder ein Architekturstudent sein.
  4. Erkenntnistheorie: Où la chèvre est attachée, il faut qu'elle broute. (Wo die Ziege angebunden ist, dort muß sie weiden.) (mit Dank an Jean Stubenzweig) Wobei mir dabei sofort Großkatzen in den Kopf kommen, die sich die Ziege dann holen. Guten Appetit!
  5. Vor, na? 35 Jahren habe ich die ‚Dialektik der Aufklärung’ nach zwei Seiten abgebrochen, weil ich nichts verstanden hatte. Vor zwei Wochen habe ich nach 20 Seiten aufgehört zu lesen, weil ich keine Hoffnung mehr hatte, noch auf einen sinnvollen Satz zu stoßen. Horkdorno hat einen ziemlich großen Anteil daran, dass aus Karl Marx (und der Aufklärung) ein Gespenst geworden ist.
  6. Hatte ich schon einmal angemerkt, dass ich Hannah Arendt für eine der anregendsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts halte?
  7. Sibirische Wochen in Berlin: Es ist unangenehm, wenn der Rotz in der Nase gefriergetrocknet wird.
  8. Die Sucher finden bei mir Sachen, von denen ich nichts mehr wusste: „leicht wirre gesellschaftspolitische vorstellungen und haben eine vorliebe für bizarre namensgebung“ zum Beispiel. Oder: hissen der bundesdeutschen flagge auf einer eisscholle
  9. Irgendwo gelesen: künstliche Freiheit, gemeint war wohl künstlerische Freiheit
  10. Es ist schwierig, mit Gänsen über die Schönheit und den tieferen Sinn von Weihnachten zu reden.
  11. Wer nur allgemein von Freiheit redet ist im günstigsten Fall ein Dummkopf.
  12. Wenn man auf so Würstchen wie Ansgar Heveling herumhackt, welche Funktion hat das eigentlich für die Internetversteher?

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Dienstag, 31. Januar 2012
vom Zauber des seitlich dran vorbeigehens ...

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Freitag, 27. Januar 2012
Aus dem Fenster gesprochen
  • Die Vermutung ist die kleine, nette Schwester des Glaubens.
  • Jeder sollte mehr Eigenverantwortung übernehmen. Das mit der Fremdverantwortung, die bisher von jedem übernommen wurde, ist irgendwie Käse. Wer würde da widersprechen?
  • Wer schon nicht arbeitet, soll wenigstens gut essen.
  • Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Nicht neu, aber richtig. Dem Historiseur hingegen ist nix zu schwör.
  • Ich habe ja mal Alice Schwarzer für keine völlig dumme Person gehalten. Wenn jemand Werbung für ein chauvinistisches Drecksblatt macht kann man das aber nicht allen Ernstes mehr aufrecht erhalten.
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    Mittwoch, 25. Januar 2012
    Piratenbashing für Zwischendurch
  • „Die Piraten sind die digitalste der Parteien.“
  • Neuer Werbeslogan für die Piratenpartei: „Frauen mit Arschgeweih, rein in die Piratenpartei!“
  • Welche Art von Öffentlichkeit wollen eigentlich die Piraten?
  • »der Pirat als "modernes Raubtier" mit dem unbefragten Recht, den Mehrwert der Arbeiter der ganzen Welt gratis herunterzuladen, legitimiert von der "Nouvelle idéologie de la gratuité".« Zu grob? »Der "neue" ist der alte Liberalismus.« Ja! Bei der Kritik des Populismus verdaddelt sich Jean-Claude Michéa aber wohl?


  • Hier gibt’s noch mehr von Michéa: sehr interessant. Auf Deutsch scheint es nichts zu geben und da mein Französisch nicht gut genug für philosophische Texte ist ... Schade!

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    Montag, 23. Januar 2012
    Schnipsel
    1. Hallervorden inszeniert ein Stück, in dem sich in New York ein Jude und ein Afroamerikaner näher kommen. In Berlin treten Didi und ein angemalter Weißer auf und machen daraus eine nette Labersoße. ‚Blackfacing‘ ist da nur ein Teil des Problems.
    2. Sofaemanzipation trifft natürlich auch etwas.
    3. Durch stetes Lob, so heißt es, könne man die Herzallerliebste dazu überreden, häufiger einen Hut zu tragen.
    4. Ich sollte mal eine Geschichte schreiben in der ‚meanwhile urlaubing‘, 'ungeliebte Selbstdenker' und ‚überjähriges Frittierfett‘ vorkommen.
    5. Dieser ehemalig promovierte Jurist macht jetzt irgendwas mit Medien.
    6. Die Investoren, diese scheuen Rehe, investieren jetzt nicht mehr so gerne um den Potzdamer Platz herum, sondern anderswo. Was hat sie denn nach anderswo vertrieben?

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    Dienstag, 17. Januar 2012
    Ich?

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