Georg Forster: Reise um die Welt 85
(Nachricht von unserm Aufenthalt auf Mallicolo und Entdeckung der neuen Hebridischen-Inseln)
(Nachricht von unserm Aufenthalt auf Mallicolo und Entdeckung der neuen Hebridischen-Inseln)
g. | Donnerstag, 25. März 2010, 06:36 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Den National-Character der Mallicolleser muß man mit Rücksicht auf den Grad ihrer Cultur beurtheilen. Sie wohnen, in viele kleine Stämme und einzelne Familien getheilt, zerstreuet auf der Insel umher, und mögen daher wohl oft Streit mit einander haben; es ist also kein Wunder, wenn sie bey allen Gelegenheiten vorsichtig, ja selbst mißtrauisch zu Werke giengen. Doch sind sie darum keineswegs zu Zank und losen Händeln aufgelegt, sondern bewiesen vielmehr durch ihr Betragen gegen uns, daß sie gerne allen Streit vermeiden wollten; thaten auch sehr ungehalten, wenn einer oder der andere von ihren Landsleuten etwas vornahm, wodurch das gegenseitige gute Vernehmen allenfalls gestört werden konnte. Oft reichten sie uns grüne Zweige zu, die überall für Freundschafts-Zeichen angesehen werden. Die Ceremonie, Wasser auf den Kopf zu gießen, hat allem Ansehn nach eine ähnliche Bedeutung; zugleich bestätigt sie unsre Vermuthung, daß diese Nation mit der auf NEU-GUINEA wohnenden Ähnlichkeit haben müsse. (…) Im Umgang zeigten sie viel Gelehrigkeit. Sie sind scharfsinnig, und haben sowohl Neigung als Fähigkeit ihren Verstand auszubilden. Sie scheinen große Liebhaber vom Tanz, mithin lustigen und aufgeräumten Temperaments zu seyn. Es würde nicht schwer halten, sie ungleich civilisirter zu machen; ein ehrgeiziger Mann aus ihrer eigenen Mitte, könnte es, meines Erachtens, bald dahin bringen.“(zu Zank und losen Händeln aufgelegt, sie haben sowohl Neigung als Fähigkeit ihren Verstand auszubilden, lustiges und aufgeräumtes Temperament)
(Forster S. 706)
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Sprachspiele 15
g. | Mittwoch, 24. März 2010, 06:06 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'

















































































(






Ein Großteil der Einträge zu den Sprachspielen basiert auf
Die dampfenden Hälse der Pferde im Turm von Babel
Ein Sprachspielbuch
Hinstorff Verlag Rostock 2005
Es ist als Kinderbuch konzipiert, wenn sie also auf der Suche nach einem Geschenk für Töchter, Söhne, Enkel, ... sind?
An dieser Stelle möchte ich ihnen auch noch
oder
Die Kunst und das Vergnügen, Gedichte zu lesen.
In hundertvierundsechzig Spielarten
vorgestellt von Andreas Thalmayr
ans Herz legen. Es ist eines der Bücher, die mir außerordentliches Vergnügen bereitet haben, erschienen bei Greno, Die andere Bibliothek, Nördlingen 1985, und dem ich die Idee entnommen habe.
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Georg Forster: Reise um die Welt 84
(Nachricht von unserm Aufenthalt auf Mallicolo und Entdeckung der neuen Hebridischen-Inseln)
(Nachricht von unserm Aufenthalt auf Mallicolo und Entdeckung der neuen Hebridischen-Inseln)
g. | Dienstag, 23. März 2010, 05:15 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Die Geschlechtstheile sind das einzige, was sie bedecken, und zwar meines Erachtens blos aus Vorsorge, um diese empfindlichen Theile des Körpers, in ihren Wäldern voll Dornen und Gesträuch, vor Verletzung sicher zu stellen. Daß dies die vornehmste Absicht jener Hülle sey, läßt sich schon aus ihrer aufwärts gekehrten Form errathen. Schamhaftigkeit scheint wenigstens nicht Antheil daran zu haben, denn diese sowohl als die Keuschheit, sind bloße Folgen unserer Erziehung, nicht aber angebohrne Begriffe, wofür wir sie mit eben so wenig Recht zu halten pflegen als wir manches andre moralische Gefühl für natürliche Instincte auslegen. Bey allen rohen ungebildeten Völkern findet man augenscheinliche Beweise, daß Schaam und Keuschheit, im Stande der Natur, ganz unbekannte Tugenden sind. Daher kommt es auch, daß sie, als bloße Conventionens-Tugenden, nach Maasgabe des Unterschiedes in der Sittenverfeinerung, überall verschiedentlich modificirt sind. Nach UNSERN Begriffen von Zucht und Ehrbarkeit können die Männer zu MALLICOLLO bey Erfindung der angeführten Tracht und Hülle ohnmöglich die Absicht gehabt haben, unzüchtigen Gedanken vorzubeugen; indem sie durch die Form jener Bekleidung mehr befördert als verhindert werden. Eben also käme es auch bey den Weibern noch auf die Frage ab, ob sie den elenden Strohwisch, der ihnen statt Schürze dient, nicht vielmehr aus Begierde zu gefallen, als aus Gefühl von Schaamhaftigkeit tragen?“
(Forster S. 701/2)
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Georg Forster: Reise um die Welt 83
(Nachricht von unserm Aufenthalt auf Mallicolo und Entdeckung der neuen Hebridischen-Inseln)
(Nachricht von unserm Aufenthalt auf Mallicolo und Entdeckung der neuen Hebridischen-Inseln)
g. | Donnerstag, 18. März 2010, 06:32 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Wir waren in voller Unterredung, und die guten Leute dem Ansehen nach äußerst vergnügt, als der erste Lieutenant in die Cajütte trat und dem Capitain berichtete, daß einer von den Indianern verlangt habe, ins Schiff gelassen zu werden; daß es ihm aber verweigert worden, weil es schon gedrängt voll gewesen. Der Indianer habe darauf seinen Pfeil gegen den Matrosen gerichtet, der, vom Boote aus, das Canot zurückgestoßen. Ob die anwesenden Insulaner aus des Lieutenants und aus unsern Mienen den Inhalt seines Anbringens errathen, oder, ob sie durch ein einzelnes Wort ihrer Kameraden außerhalb dem Schiff, gewarnt werden mochten? Will ich nicht entscheiden; Genug, der Lieutenant hatte noch nicht ausgeredet, als einer von den Indianern schon aus dem offenstehenden Cajütten-Fenster hinaussprang, und nach seinem aufgebrachten Landsmann hinschwamm, um ihn zu besänftigen. Der Capitain gieng unterdessen mit einer geladenen Flinte aufs Verdeck und schlug auf den Indianer an, der wider Willen seiner Landsleute immer noch fortfuhr nach dem Matrosen zu zielen. So bald der Kerl bemerkte, daß der Capitain ihm eines Beybringen wollte, richtete er seinen Pfeil auf diesen. Nun riefen die Indianer, die sich um das Schiff her befanden, denen in der Cajütte zu, und da diese von der Widersetzlichkeit ihres Landsmannes die schlimmsten Folgen besorgen mogten, so stürzten sie sich, einer nach dem andern, zum Cajüttenfenster hinaus, ohnerachtet wir alles anwandten, ihre Besorgnisse zu stillen. Mittlerweile hörten wir einen Flintenschuß losgehen und eilten deshalb aufs Verdeck. Der Capitain hatte auf den Kerl eine Ladung Hagel abgefeuert, und ihn mit etlichen Körnern getroffen. Dieser ließ sich dadurch nicht abschrecken, sondern legte seinen Pfeil, der nur eine hölzerne Spitze hatte, ganz bedächtlich auf die Seite, und suchte dagegen einen andern hervor, der vergiftet zu seyn schien. So bald er mit diesem von neuem zielen anfieng, schoß ihm der dritte Lieutenant das Gesicht voll Hagel, worauf er mit einmal alle Lust verlohr, weiter zu fechten, und hurtig ans Land zurück ruderte. An seiner statt schoß ein andrer Indianer, von jener Seite des Schiffes, einen Pfeil aufs Verdeck, der im Tauwerk des mittelsten Mastes stecken blieb. Auf diesen feuerte man eine Kugel ab, die jedoch zum Glück nicht traf. Nunmehro ruderten alle Canots nach und nach ans Land, und die Indianer die noch an Bord waren, stürzten sich in die See, um in der Flucht ihr Heil zu suchen. Einer besonders, der sich eben auf dem Mastkorb befand, und gewiß nichts weniger als einen solchen Lerm besorgte, kam beym Abfeuern der beyden Schüsse höchst erschrocken und mit unbeschreiblicher Geschwindigkeit vom Mast herunter. Um ihr Schrecken zu vergrößern und von unserer Gewalt eine Probe zu geben, war eine Canonenkugel über sie weg und zwischen die Bäume nach dem Lande hin, gefeuert, welches ihre Flucht vollends beschleunigte. Die uns am nächsten waren, sprangen vor Angst aus den Canots in die See, und alle retteten sich in der größten Verwirrung nach dem Ufer. Kaum hatten sie dasselbe erreicht, so hörte man in unterschiednen Gegenden Lerm trommeln, und sahe die armen Schelme theils hin und her laufen, theils unter dem Buschwerk truppweise beysammen hucken, ohne Zweifel um Rath zu halten, was bey so critischen Zeitläuften zu thun sey? Wir unsers Theils setzten uns indessen gaz ruhig zum Frühstück nieder.“(ganz bedächtlich, den Schrecken zu vergrößern und von der Gewalt eine Probe geben)
(Forster S. 685/6)
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Georg Forster: Reise um die Welt 82
(Nachricht von unserm Aufenthalt auf Mallicolo und Entdeckung der neuen Hebridischen-Inseln)
(Nachricht von unserm Aufenthalt auf Mallicolo und Entdeckung der neuen Hebridischen-Inseln)
g. | Dienstag, 16. März 2010, 06:07 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Die Sprache dieses Volkes war von allen uns bekannten Süd-See-Dialecten dermaaßen unterschieden, daß wir auch nicht ein einziges Wort davon verstehen konnten. Sie lautete ungleich härter, indem das R. S. Ch. und andere Consonanten sehr häufig darinn vorkamen. Auch der körperlichen Bildung nach, fanden wir diese Leute ganz eigenthümlich ausgezeichnet. Sie waren von außerordentlich schlankem Wuchs, nicht leicht über 5 Fuß 4 Zoll groß, und den Gliedmaaßen fehlte es an Ebenmaaß. Ärme und Beine waren gemeiniglich lang und sehr dünn, die Farbe der Haut schwarzbraun und die Haare ebenfalls schwarz und wollartig gekräuselt. Das allersonderbarste lag in der Gesichtsbildung. Sie hatten, gleich den Negers, flache, breite Nasen und hervorstehende Backenknochen; dabey eine kurze Stirn, die zuweilen seltsam gestaltet war und platter als bey andern wohlgebildeten Menschen zu seyn schien. Hiezu kam noch, daß sich manche das Gesicht und die Brust schwarz gefärbt hatten, welches sie denn um ein gutes Theil häßlicher machte. Einige wenige trugen kleine, aus Matten verfertigte Mützen auf dem Kopf; sonst aber giengen sie insgesammt gänzlich nackend. Ein Strick war das einzige, was sie um den Unterleib gebunden hatten, und zwar so fest, daß er einen tiefen Einschnitt machte. Fast alle andre Völker haben aus einem Gefühl von Schaamhaftigkeit, zur Bedeckung des Körpers, Kleidungen erfunden; hier aber waren die Geschlechtstheile der Männer blos mit Zeug umwickelt, und so, in ihrer natürlichen Form, aufwärts an den Strick oder Gürtel festgebunden, mithin nicht sowohl verhüllt, als vielmehr sichtbar gemacht, und zwar, nach unsern Begriffen, in einer höchst unanständigen Lage sichtbar gemacht.Forster ist kein Freund von Rousseau.
Seit unserer Ankunft im Haven, hatten die Indianer das Schiff von allen Seiten umringt, und schwatzten so lebhaft und aufgeräumt untereinander, daß es eine Freude war. Kaum sahen wir einem ins Gesicht, so plauderte er uns ohne Ende und Aufhören etwas vor, fletschte auch wohl, aus Freundlichkeit, obgleich nicht viel besser als MILTONS Tod, die Zähne dazu. Dieser Umstand, nebst ihrer schlanken Gestalt, Häßlichkeit und schwarzen Farben, machte, daß sie uns beynahe als ein Affen-Geschlecht vorkamen. Doch sollte es mir herzlich leid thun, Herrn ROUSSEAU und den seichten Köpfen die ihm nachbeten, durch diesen Gedanken auch nur einen Schattengrund für sein Orang-Outang-System angegeben zu haben; ich halte vielmehr den Mann für beklagenswerth, der sich und seine Verstandes-Kräfte so sehr vergessen und sich selbst bis zu den Pavianen herabsetzen konnte.“
(Forster S. 681/2)
(ein Arm, zwei Ärme, jemandem etwas vorplaudern)
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Georg Forster: Reise um die Welt 81
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
g. | Donnerstag, 11. März 2010, 05:51 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Nachdem wir solchergestalt zween Jahre damit zugebracht hatten, lauter schon entdeckte Inseln aufzusuchen, die mancherley Fehler unsrer Vorgänger zu berichtigen und alte Irrthümer zu wiederlegen; so fiengen wir nun das dritte, mit Untersuchung eines Archipelagus von Inseln an, welche der französische Seefahrer, wegen unzulänglicher Ausrüstung seiner Schiffe und bey gänzlichem Mangel an Proviant, kaum flüchtig hatte ansehen können. Diesem letzten Jahr unsrer Reise war das Glück vorbehalten, an neuen Entdeckungen besonders fruchtbar zu seyn, und uns für die beyden ersteren Jahre zu entschädigen. Zwar durften wir uns, auch in Absicht dieser, nicht beschweren, denn bey den mehresten Ländern, die wir bisher besucht, hatten unsere Vorgänger uns noch allerhand neues zu sagen übrig gelassen, und an Menschen und Sitten, als worauf der vornehmste Endzweck eines jeden philosophischen Reisenden vorzüglich gerichtet seyn soll, noch immer manches übersehen. Da aber das Neue gemeiniglich am mehresten geschätzt zu werden pflegt; so dürfte denn auch die folgende Geschichte von dem letzteren Theil unsrer Reise, in diesem Betracht, die angenehmste und untherhaltendste für den Leser seyn.“
(Forster S. 674/5)
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Sprachspiele 13
g. | Mittwoch, 10. März 2010, 06:11 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Zwei sehr unterschiedliche Spiele mit Bedeutungen, mit Evokation:
“Die Brennnessel.
Wenn man dieses Wort liest, muss man sofort an eine Brennnessel denken.“
(Karl Valentin)
“Erinnerung an die Marie A.
An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.
Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst.
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: Ich küßte es dereinst.
Und auch den Kuß, ich hätt ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke dagewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.
(Bertold Brecht)
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Georg Forster: Reise um die Welt 80
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
g. | Dienstag, 9. März 2010, 06:50 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Die Nachrichten älterer Reisender bezeugen, daß zwischen dem 170 und 180sten Grad östlicher Länge von GREENWICH, und innerhalb des 10ten bis zum 22ten Grade südlicher Breite, eine große Menge Inseln liegen. So viel wir bis jetzt von denselben wissen, scheinen sie allesammt durch einerley Art von Leuten bewohnt zu seyn, die denselbigen Dialect der Südsee-Sprachen reden, alle in gleichem Grade gesellig und alle zum Handel geneigt sind. Diese Eylande könnte man also insgesammt zu den sogenannten FREUNDSCHAFTLICHEN INSELN rechnen. Sie sind durchgehends sehr stark bewohnt, vornehmlich diejenigen, die WIR besucht haben. TONGATABU ist gleichsam von einem Ende zum andern als ein einziger großer Garten anzusehen. EA-UWHE, NAMOCKA und die zunächst gelegenen Inseln, gehören ebenfalls zu den fruchtbarsten Landflecken der ganzen Südsee. Wir können also ohne Unwahrscheinlichkeit annehmen, daß die Zahl der Einwohner auf allen diesen Inseln sich wenigstens gegen 120,000 erstrecken müsse. Das gesunde Clima und die vortrefflichen Früchte desselben, machen, daß sie von den mannigfaltigen Krankheiten, die uns Europäer so leicht wegraffen, gar nichts wissen; und die Einfalt ihrer Begriffe steht mit dem geringen Maaß ihrer Bedürfnisse in vollkommenem Gleichgewicht. In den Künsten haben sie es weiter gebracht, als andre Völker der Südsee; die Schnitzkunst und andre nützliche Handarbeiten machen ihren Zeitvertreib aus, dem eine wohlklingende Music noch mehren Reiz giebt. Die größere Ausbildung ihres Geschmacks bringt ihnen auch noch DEN Vortheil, daß mehr Begriff und Gefühl vom Werth der körperlichen Schönheit haben, und eben dieses Gefühl ist es, welches die zärtlichsten Verbindungen in der menschlichen Gesellschaft, die gegenseitige Neigung beyder Geschlechter, so angenehm als dauerhaft macht. Überhaupt genommen sind sie arbeitsam; ihr Betragen gegen die Fremden aber dünkte uns mehr höflich, als aufrichtig zu seyn, so wie auch der allgemeine Wucher, die wahre Herzensfreundschaft bey der Nation überhaupt verdrungen, und deren statt eine steife Höflichkeit hervorgebracht zu haben scheint. Dies alles ist dem Character der TAHITIER gerade entgegen gesetzt, denn diese finden am unthätigen Leben Wohlgefallen; sind aber viel zu aufrichtig, als daß sie sich bey ihrem Betragen um den äußern Schein gewisser Manieren bewerben sollten. Dagegen giebt es auf TAHITI und den Societäts-Inseln viele in Wollust versunkne ERRIOYS, deren moralischer Charakter etwas abgewürdigt zu seyn scheint; indeß auf den FREUNDSCHAFTLICHEN Inseln alle jene Laster, die der übermäßige Reichthum zu veranlassen pflegt, dem Anschein nach, noch ziemlich unbekannt sind.“
(Forster S. 668/9)
(in gleichem Grade gesellig, sehr stark bewohnt, Krankheiten, die uns so leicht wegraffen, in Wollust versunken)
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Georg Forster: Reise um die Welt 78
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
g. | Donnerstag, 4. März 2010, 07:14 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Wir waren noch nicht lange zu dem Capitain und seinem Commando gestoßen, als die unglückliche Veranlassung alles Unheils, das Böttcher-Beil, wieder abgeliefert wurde. Eine Frauensperson von mittlerm Alter, die einiges Ansehen zu haben schien, hatte etliche ihrer Leute darnach ausgeschickt, und diese schafften nicht nur dies eine Stück, sondern auch eine Patrontasche und Herrn PATTONS Vogelflinte wieder herbey, welche, dem Anschein nach, im Wasser versteckt geswesen seyn mußte. Es währete nicht lange, so brachten ein paar Indianer ihren verwundeten Landsmann, der fast keine Besinnung mehr zu haben schien, auf einem Brette zu uns hergetragen. Man schickte deshalb gleich nach dem Wundarzt Herrn PATTON, und ließ den armen Schelm unterdessen auf den Boden niedersetzen. Die Eingebohrnen kamen nun gerade wieder, und die Frauensleute ließen sichs vorzüglich angelegen seyn, Friede und Ruhe wieder herzustellen; doch schienen ihre schüchternen Blicke uns anzuklagen, daß wir grausam mit ihnen umgegangen wären. Endlich setzten sich ihrer fünfzig oder mehrere auf einen schönen grünen Rasen, und winkten, daß wir neben ihnen Platz nehmen möchten. Jeder dieser Schönen hatte ein Paar POMPELMUßE mitgebracht, welche sie mit freundlich liebkosender Gebehrde bissenweise unter uns austheilte. Herrn PATTONS Freundin, zeichnete sich, durch ihre jugendliche Schönheit, vor allen übrigen Frauenzimmern aus. Sie war von hellerer Farbe als das gemeine Volk, dabey wohl gewachsen von sehr proportioniertem Gliederbau, und von überaus regelmäßiger, gefälliger Geschichtsbildung. Feuer strahlte aus den lebhaften schwarzen Augen, und den schönen Hals umflossen schwarze lockigte Haare. Ihre Kleidung bestand aus einem Stück braunen Zeugs, das unter der Brust dicht an den Leib anschloß, aber von den Hüften herab weiter ward, und dieses ungekünstelte Gewand stand ihr besser als die zierliche europäische Tracht sie geputzt haben würde.“Eine von mehreren Stellen, die Schönheit mit Hautfarbe in Verbindung bringen.
(Forster S. 662/3)
(überaus gefälliger Geschichtsbildung, das ungekünstelte Gewand)
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Sprachspiele 12
g. | Mittwoch, 3. März 2010, 05:16 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Dreimal im Kreise:
1.
1.
Ick sitz an' Tisch und esse Klops2.
uff eenmal klopts.
Ick kieke, staune, wundre mir,
Uff eenmal jeht se uff, die Tür!
Nanu, denk ick, ick denk nanu,
Jetz is se uff, erst war se zu.
Ick jehe raus und kieke
Und wer steht draußen? - Icke.
Der Herr, der schickt den Jockel aus...3.
Der Herr, der schickt den Jockel aus:
Er soll den Hafer schneiden.
Der Jockel schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr den Pudel aus.
Er soll den Jockel beißen.
Der Pudel heißt den Jockel nicht,
Der Jockel schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr den Prügel aus,
Er soll den Pudel schlagen.
Der Prügel schlägt den Pudel nicht,
Der Pudel beißt den Jockel nicht,
Der Jockel schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr das Feuer aus,
Es soll den Prügel brennen.
Das Feuer brennt den Prügel nicht,
Der Prügel schlägt den Pudel nicht,
Der Pudel beißt den Jockel nicht,
Der Jockel schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr das Wasser aus,
Es soll das Feuer löschen.
Das Wasser löscht das Feuer nicht,
Das Feuer brennt den Prügel nicht,
Der Prügel schlägt den Pudel nicht,
Der Pudel beißt den Jockel nicht,
Der Jockel schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr den Ochsen aus,
Er soll das Wasser saufen.
Der Ochse säuft das Wasser nicht,
Das Wasser löscht das Feuer nicht,
Das Feuer brennt den Prügel nicht,
Der Prügel schlägt den Pudel nicht,
Der Pudel beißt den Jockel nicht,
Der Jockel schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr den Schlächter aus,
Er soll den Ochsen schlachten.
Der Schlächter schlacht' den Ochsen nicht,
Der Ochse säuft das Wasser nicht,
Das Wasser löscht das Feuer nicht,
Das Feuer brennt den Prügel nicht,
Der Prügel schlägt den Pudel nicht,
Der Pudel beißt den Jockel nicht,
Der Jockel schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr den Henker aus,
Er soll den Schlächter hängen.
Der Henker hängt den Schlächter nicht,
Der Schlächter schlacht' den Ochsen nicht,
Der Ochse säuft das Wasser nicht,
Das Wasser löscht das Feuer nicht,
Das Feuer brennt den Prügel nicht,
Der Prügel schlägt den Pudel nicht,
Der Pudel beißt den Jockei nicht,
Der Jockei schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr den Teufel aus,
Er soll den Henker holen.
Der Teufel holt den Henker nicht,
Der Henker hängt den Schlächter nicht,
Der Schlächter schlacht den Ochsen nicht,
Der Ochse säuft das Wasser nicht,
Das Wasser löscht das Feuer nicht,
Das Feuer brennt den Prügel nicht,
Der Prügel schlägt den Pudel nicht,
Der Pudel beißt den Jockei nicht,
Der Jockei schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da geht der Herr nun selbst hinaus
Und macht gar bald ein Ende draus.
Der Teufel holt den Henker nun,
der Henker hängt den Schlächter nun,
Der Schlächter schlacht' den Ochsen nun
Der Ochse säuft das Wasser nun,
Das Wasser löscht das Feuer nun,
Das Feuer brennt den Prügel nun,
Der Prügel schlägt den Pudel nun,
Der Pudel beißt den Jockel nun,
Der Jockel schneidt den Hafer nun,
Und kommt auch gleich nach Haus.
Der Hans im SchnakenlochRené Schickele, an den ich bei dieser Gelegenheit kurz erinnern möchte, schrieb übrigens 1914 die Komödie Hans im Schnakenloch.
hat alles, was er will!
Und was er hat, das will er nicht,
und was er will, das hat er nicht,
der Hans im Schnakenloch
hat alles, was er will!
(elsässisches Volkslied)
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