Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Disäng* contra Kunden
Meine Bank oder genauer die Bank bei der ich meistens den Geldautomaten benutze, hat eine neue Oberfläche fürs Geldauswerfen. Die hat einer dieser jungen Leute gemacht, die irgendwas mit Medien studiert haben.

Es ist ja nicht so, dass man die einzelnen Menüpunkte nicht finden würde. Es ist auch nicht so, dass die Schrift nicht lesbar wäre.

Der geübte Maschinenbediener mit ausreichend Sehstärke kommt damit klar, ohne Probleme. Na gut: mit vernachlässigbaren Problemen.

Die einzelnen Seiten über die man geführt wird, haben alle unter ästhetischen Gesichtspunkten so ihre Qualitäten, also denk ich mir mal. Das wird schon so sein. Dass die einzelnen Seiten farblich zueinanderpassen oder doch zumindest zueinander passen sollen. Irgendwie.

Alle Hinweise, wie „Bitte warten“ oder „Ihre Anforderung wird bearbeitet“ sind in sehr schöner weißer Schrift auf hellgrünem Grund gestaltet.

Wenn man etwas eingeben soll, seine PIN beispielsweise, erscheint die Aufforderung in sehr schöner weißer Schrift auf hellblauem Grund.

Wie gesagt: man kann es schon lesen. Man findet die Schrift in diesem dezenten Hintergrund. Beim ersten Mal muss man natürlich den ganzen Bildschirm absuchen, bei den folgenden Automatenbedienungen ist man schon pfiffiger. Also, wenn man sich das Problem gemerkt hat. Wenn nicht: dann den ganzen Bildschirm durchlesen bis man die entsprechenden Stelle gefunden hat. Dauert auch nicht sehr lange. Da nicht sehr viel auf so einer Seite steht dauert es wirklich nicht sehr lange. Nö kann man nicht sagen. Die zwanzig Wörter hat man ratzfatz gelesen. Doch doch.

Alles kein Problem: weiße Schrift auf hellblauem oder hellgrünem Grund. Mit ein wenig Übung hat man das schnell raus.

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* Disäng nannte einer der Helden aus Neues aus Büttenwarder den Gestaltungswillen von ja von wem? Dieter Rams sicher nicht.

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kid37, Donnerstag, 22. November 2012, 11:42
Ich stelle bei jungen Medienschaffenden und IT-Hübschmachern eine zunehmende Tendenz zum Pastell fest. Sagt man ihnen, die Schrift hätte ich gerne schwarz, wird einem freudestrahlend ein mittleres Grau präsentiert. "Rot" ist rosa, "Blau" ist bleu. Es hat sicherlich eine gesellschaftliche Bedeutung, Ausdruck vielleicht einer Generation des Nichtfestlegens. Oder es sind die Vermittlungsschulen oder andere Vorgaben. Ich forsche noch.

g., Montag, 26. November 2012, 05:32
Eine faszinierende Beobachtung. Die Sehnsucht nach dem Ungefähren?