Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Dienstag, 3. Juli 2012
Reisejournal Sizilien Frühjahr 2012 (3)
Montag, 4. Juni 1. Teil

Sechs Uhr. Die Stadt erwacht, langsam.



Im Augenblick bin ich noch der einzige, der den neuen Tag zur Kenntnis nimmt.
Der frühe Morgen gehört der arbeitenden Bevölkerung. Die Straßenreiniger tragen T-Shirts mit der Aufschrift ‚ecologia e ambiente’ über grauen Hosen und beseitigen die Reste des Sonntag Abend, junge Frauen fegen die Restaurants aus, die Kellner kommen erst später. Schwärme von Schwalben gehen auf die Jagd und die eine oder andere Möwe untersucht die Reste der Menschen am Strand.



Zwei, drei Regentropfen benässen meine Haut. Die Müllabfuhr kommt. Mit einem anderen System müssten die Müllies die schweren Säcke nicht auf den Lader wuchten. Wenn man über 50 ist, merkt man das im Kreuz.

„Was machen wir nachher?“
„Volles Programm: Kaffee trinken, Cornetto essen, ein bischen glotzen.“


Einige Boote fahren aufs Meer. Ob das Wetter guten Fang verheißt? Wir werden es vielleicht gegen Mittag im Fischladen um die Ecke sehen.
Schöne Frauen am Morgen zu küssen ist kein übler Start in den Tag.
Ein betagter Herr macht mit seinem betagten Hund seinen Morgenspaziergang, ein Touristenpaar joggt an ihnen vorbei.
Zeit für die Dusche.
Viel und heißes Wasser, das sich auch gut regulieren lässt und dem nicht die Puste ausgeht: schön.



Sauber und wach machen wir uns auf den Weg zum ersten Rundgang. Am Lungomare herrscht noch morgendlicher Vorbereitungsbetrieb. Warum allerdings der Strand nach Minen abgesucht wird bleibt unklar.



Eine kleine Runde durch die Gassen der Stadt. Zumindest im Centro Storico hat jedes Haus Balkone, die mit einer Markise die Sonne aus den Wohnungen hält. Sehr sinnvoll. Trotz der Enge hat ein jeder Bewohner seinen Parkplatz vor dem Haus.



Auf der Piazza del Duomo gibt es eine Bar, die Cornetti anbietet. Das Frühstück ist gesichert.





Und auch sonst werden wir nicht darben müssen.



Wir schlendern weiter und plötzlich fällt uns ein: Rucksack vergessen. Am ersten Tag. Hoffentlich ist er noch da. Verdammte Scheiße.



Wir gehen zurück. Der Kellner war so freundlich ihn im Unterschrank seiner Anrichte zu verstauen bis wir es merken und ihn wieder abholen. Da sieht man es mal wieder: alles voller Mafiosi auf der Insel.
Nun aber zum Ipermercato SuperIdis. Alles Super und Hyper und so. Eine vernünftige Käse- und Wurstauswahl, sogar gutes Brot, Gemüse und Obst eher so mittel, aber alles was man so braucht. Was brauchen wir? Spülmittel, ein Schwämmchen, Klopapier, zwei größere Tassen für den Morgenkaffee, da in die Espressotassen des Appartements keine vierfachen Espressi passen, etwas Wurst und Käse, Butter, Tomaten, Wasser und Limo. Schwerbepackt geht es zurück. Eine kleine Pause zum lesen und ausruhen.

Die Klemperers machen Urlaub und kommen nach Genua:
Schwarzhemden sah ich mehrfach auf den Straßen, in der Tram usw. Unter feldgrüner Sportuniform sieht das schwarze Halsstück u. der Schlips der Camicia hervor. Breiter runder Hut mit Lederband, umgeschnallter Revolver; halb Wildwest. Verwegene u. stolze junge Leute. Ein etwas peinlicher Anblick. Als was sie alles Dienst tun, weiß ich nicht.“

(Victor Klemperer: Tagebücher S. 102 Genua. Sonnabend Vorm. 29. Mai 1926)
Allora, nun aber zum Hausberg, zum Tempio di Diana, zum Castello Medievale.



Die Rocca di Cefalú, der Kalkfelsen um den die Stadt herum gebaut wurde, war wohl schon seit der Steinzeit besiedelt. Der Name Cefalú kommt vom phönizischen bzw. griechischen Kefa, Kephalos und bedeutet ‚Kopf’. Kephaloidion hieß es dann in griechischer Zeit und wurde 396 v. Chr. erstmals erwähnt und begab sich in die Konflikte zwischen den Griechen und den Phöniziern, später dann in die Konflikte zwischen den Römern und den Phöniziern, wurde zerstört und wieder aufgebaut, erlebte unter den Arabern eine kurze Blüte.
Der Normanne Roger II lies dann den Dom erbauen.



Eine Wanderung von ein bis zwei Stunden mit orientierenden Blicken auf das Städtchen. Der Tempel und die Burganlage sind nicht sonderlich beeindruckend.





Danach einmal am Meer um den Ort herum.



Noch eine Cola im Kioskito des Parks am Lungomare.
Eine japanisch aussehende Familie, die untereinander Italienisch spricht, am Nebentisch. Vater und Tochter spielen getrennt auf ihren IPhones, die Mutter träumt vor sich hin. Während wir zum Zeitvertreib die Leute beobachten, daddeln die Beiden vor sich hin. Na klar, warum auch nicht.

Wieder nach Hause, zwei Stunden Mittagsschlaf, dann etwas Lesen und einen halben Liter Wasser trinken.

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