Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Donnerstag, 15. April 2010
Georg Forster: Reise um die Welt 91
(Nachricht von unserm Aufenthalt zu Tanna, und Abreise von den neuen Hebridischen-Inseln)
„Diese Gruppe von Eylanden, die wir, innerhalb 46 Tagen, nur obenhin untersucht hatten, scheint der Aufmerksamkeit künftiger Seefahrer werth zu seyn, zumal wenn je wieder eine Reise in der rühmlichen Absicht unternommen werden sollte, den Fortgang der Wissenschaften zu befördern. Ich brauche nicht, wie QUIROS*, vorzugeben, daß großer Reichthum an Silber und Perlen hier zu finden sey. Jener mußte freylich so sagen, um einen eigennützigen Hof, nur einigermaaßen, zu seinem großen, geistvollen Vorhaben anzuspornen: Jetzt aber sind dergleichen Lockungen, Gottlob, so nöthig nicht mehr. Schon haben die mächtigsten unter den Beherrschern Europens mehr als EINE Reise nach entfernten Weltgegenden veranstaltet, blos um den Anwachs nützlicher Kenntnisse und den allgemeinen Vortheil des menschlichen Geschlechts zu begünstigen. Sie scheinen endlich einmal inne geworden zu seyn, daß sich, für eben das Geld was sonst zu Besoldung feiler Lustigmacher und Schmeichler erfordert wurde, die glänzendsten Progressen, ja förmliche Revolutionen, in den Wissenschaften bewerkstelligen lassen, und daß die Gelehrsamkeit, von je her, nur geringer Unterstützung bedurft hat, um alle Hindernisse zu besiegen, welche Unwissenheit, Neid und Aberglauben ihr in den Weg legen. – Die natürlichen Producte der NEUEN HEBRIDEN, alles eingebildeten Reichthums nicht zu gedenken, sind es, meines Erachtens, schon allein werth, von neuem und genauer als diesmal untersucht zu werden.“
(Forster S. 820/821)
*Pedro Fernández de Quirós (* 1555; † 1614), spanischer Entdecker.

(die rühmlichen Absicht, feile Lustigmacher, die glänzendsten Progressen)

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren


... 388 x aufgerufen