Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Montag, 31. August 2009
Naslöcher IV
N.nbluten ist gesund. Wer aus dem linken Nasloch blutet, dem mißlingt sein Vorhaben. In der Pfalz betrachtet man in hitzigen Krankheiten das N.nbluten als ein schlimmes Vorzeichen. Der Kranke, glaubt man, lebe nur noch so viele Tage, als er Tropfen Blutes verliere. In Franken dagegen gilt es als gutes Zeichen. Nach dem Glauben der Romänen im Harbachtal stirbt jemand aus der Familie, wenn die Nase aus der linken Seite blutet, bedeutet es dagegen etwas Gutes, wenn sie aus der rechten blutet.“
(Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, 1927-42 Bd. 6, S. 972-973,digitale Bibliothek bd. 145)

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren


... 1188 x aufgerufen



Donnerstag, 27. August 2009
Georg Forster: Reise um die Welt 44
(Aufenthalt im Haven O-Aitepieha auf der kleinen Halb-Insel O-Tahiti – Ankern in Matavai-Bay)
Fortsetzung von Reise um die Welt 43
“Die träge Üppigkeit dieses Insulaners glich gewissermaßen dem Luxus dieser Art, der in Indien und andern östlichen Ländern unter den Großen so allgemein im Schwange ist, und über den sich SIR JOHN MANDEVILLE, in der Beschreibung seiner asiatischen Reisen, mit gerechtem Unwillen ausläßt. Dieser brave Rittersmann, dessen Denkungsart und Heldenmuth ganz auf den ritterhaften Ton seiner Zeiten gestimmt waren, brachte sein Leben in beständiger Thätigkeit hin, und gerieth in herzlichen Eifer, als er irgendwo ein Ungeheuer von Faulheit antraf, das seine Tage verstreichen ließ, »ohne einziges ritterliches Ebentheuer und so immerfort faullenzte als ein Schwein, das auf dem Stalle gefüttert wird, um gemästet zu werden.«“
(Forster S. 276)
Mandeville als Zeugen anzuführen erstaunt etwas, galt er doch seitens der Aufklärung als ‚Lügner‘ und ‚Betrüger‘. Ihm wurde vorgehalten, dass seine Informationen unzuverlässig oder gar frei erfunden seien und dass er selbst nie auf Reisen war, mithin ohne eigene Erfahrung persönliche Beobachtungen behauptete. Dies musste auch Forster bekannt sein.
Mandeville war im 18. Jahrhundert zwar in der Form der ‚Volksbücher‘, vulgo Groschenhefte, allseits präsent, allerdings waren diese (Kinder-)Lesestoff des gehobenen Bürgertums, wenn man Goethe glauben darf, der dieses berichtet. Es war also zumindest in Teilen das gleiche aufgeklärte Bürgertum an das sich auch die Aufklärung richtete. Auch wenn man die Passage als Zugeständnis an den Geschmack des Publikums liest, bleibt sie erstaunlich, zumal sich Forster als Naturforscher sah.

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren


... 530 x aufgerufen



Dienstag, 25. August 2009
Georg Forster: Reise um die Welt 43
(Aufenthalt im Haven O-Aitepieha auf der kleinen Halb-Insel O-Tahiti – Ankern in Matavai-Bay)
“… kamen wir zu einem hübschen Hause, in welchem ein sehr fetter Mann ausgestreckt da lag, und in der nachläßigsten Stellung, das Haupt auf ein hölzernes Kopfküssen gelehnt, faullenzte. Vor ihm waren zwey Bediente beschäftigt seinen Nachtisch zubereiten. Zu dem Ende stießen sie etwas Brodfrucht und Pisange in einem ziemlich großen hölzernen Troge klein, gossen Wasser dazu und mischten etwas von dem gegohrnen, sauren Teige der Brodfrucht darunter, welcher MAHAI genannt wird, bis das Gemische so dünn als ein Trank war. Das Instrument, womit sie es durchrieben, war eine Mörser-Keule von einem schwarzen polirten Steine, der eine Basalt-Art zu seyn schien. Inmittelst setzte eich eine Frauernsperson neben ihn und stopfte ihm von einem großen gebacknen Fische und von Brodfrüchten jedesmal eine gute Hand voll ins Maul, welches er mit sehr gefräßigem Appetit verschlang. Man sahe offenbar, daß er für nichts als den Bauch sorge, und überhaupt war er ein vollkommnes Bild phlegmatischer Fühllosigkeit. Kaum würdigte er uns eines Seitenblicks und einsylbigte Wörter, die er unterm Kauen zuweilen hören ließ, waren nur eben so viel Befehle an seine Leute, daß sie überm Hergucken nach uns, das Futtern nicht vergessen mögten. Das große Vergnügen, welches wir auf unsern bisherigen Spatziergängen in der Insel, besonders aber heut, empfunden hatten, ward durch den Anblick und durch das Betragen dieses vornehmen Mannes nicht wenig vermindert. Wir hatten uns bis dahin mit der angenehmen Hoffnung geschmeichelt, daß wir doch endlich einen kleinen Winkel der Erde ausfündig gemacht, wo eine ganze Nation einen Grad von Civilisation zu erreichen und dabei doch eine gewisse frugale Gleichheit unter sich zu erhalten gewußt habe, daß alle Stände mehr oder minder, gleiche Kost, gleiche Vergnügungen, gleiche Arbeit und Ruhe mit einander gemein hätten. Aber wie verschwand diese schöne Einbildung beym Anblick dieses trägen Wollüstlings, der sein Leben in der üppigsten Unthätigkeit ohne allen Nutzen für die menschliche Gesellschaft, eben so schlecht hinbrachte, als jene priviligirten Schmarotzer in gesitteten Ländern, die sich mit dem Fette und Überflusse des Landes mästen, indeß der fleißigere Bürger desselben im Schweiß seines Angesichts darben muß.“
(Forster S. 275/6)

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren


... 623 x aufgerufen



Donnerstag, 20. August 2009
Georg Forster: Reise um die Welt 42
(Aufenthalt im Haven O-Aitepieha auf der kleinen Halb-Insel O-Tahiti – Ankern in Matavai-Bay)
“In diesem friedlichen Aufzuge gelangten wir nun an eine geräumige Hütte, in welcher eine zahlreiche Familie beysammen war. Ein alter Mann, aus dessen Blicken Friede und Ruhe hervorleuchtete, lag auf einer reinen Matte und sein Haupt ruhte auf einem Stuhle, der ihm zum Küssen diente. Es war etwas sehr Ehrwürdiges in seiner Bildung. Sein silbergraues Haar hieng in vollen Locken um das Haupt her, und ein dicker Bart, so weiß als Schnee, lag auf der Brust. In den Augen war Leben, und Gesundheit sas auf den vollen Wangen. Der Runzeln, welche unter UNS das Antheil der Greise sind, waren wenig; denn Kummer, Sorgen und Unglück, die UNS so frühzeitig alt machen, scheinen diesem glücklichen Volke gänzlich unbekannt zu seyn. Einige Kinder, die wir für seine Gros-Kinder ansahen, der Landesgewohnheit nach ganz nackend, spielten mit dem Alten, dessen Handlungen, Blicke und Minen augenscheinlich bewiesen, wie Einfalt des Lebens, die Sinnen bis ins hohe Alter bey vollen Kräften zu erhalten vermag. Einige wohlgebildete Männer und kunstlose Dirnen hatten sich um ihn her gelagert und bey unserm Eintritt schien die ganze Gesellschaft, nach einer ländlich frugalen Mahlzeit, im vertraulichen Gespräch begriffen zu seyn. Sie verlangten, daß wir uns auf die Matten neben sie setzen mögten, wozu wir uns nicht zeymal nöthigen ließen. Es schien, als hätten sie noch keinen Europäer in der Nähe gesehen, wenigstens fiengen sie sogleich an, unsre Kleidungen und Waffen neugierigst zu untersuchen, doch ließ ihr angebornes flatterhaftes Wesen nicht zu, länger als einen Augenblick bey einerley Gegenstande zu verweilen. Man bewunderte unsre Farbe, drückte uns die Hände, konnte nicht begreifen, warum keine Puncturen darauf waren und daß wir keine langen Nägel hätten. Man erkundigte sich sorgfältig nach unsern Namen und machte sich eine Freude daraus, sie mehrmalen nachzusprechen. Dies kam aber, der indianischen Mundart nach, allemal so verstümmelt heraus, daß selbst Etymologisten von Profeßion Mühe gehabt haben würden, sie wieder zu erathen. FORSTER ward in MATARA verändert; HODGES in OREO; GRINDALL in TERINO; SPARMANN in PAMANI, und GEORG1 in TEORI. An der Gastfreyheit, die wir in jeder Hütte fanden, fehlte es auch hier nicht; man both uns Cocos-Nüsse und E-VIHS an, um den Durst zu löschen, und der Alte ließ uns oben drein eine Probe von den musicalischen Talenten seiner Familie hören. Einer von den jungen Männern blies mit den Nasenlöchern eine Flöte von BAMBUSROHR, die drey Löcher hatte und ein andrer sang dazu. Die ganze Music war, sowohl von Seiten des Flötenspielers als auch des Sängers, nichts anders als eine einförmige Abwechslung von drey bis vier verschiednen Tönen, die weder unsern ganzen, noch den halben Tönen ähnlich klangen, und dem Werth der Noten nach, ein Mittelding zwischen unsern halben und Vierteln seyn mochten. Übrigens war nicht eine Spur von Melodie darinn zu erkennen; eben so wenig ward auch eine Art von Tact beobachtet, und folglich hörte man nichts als ein einschläferndes Summen. Auf diese Weise konnte die Music das Ohr freylich nicht durch falsche Töne beleidigen, aber das war auch das beste dabey, denn lieblich war sie weiter eben nicht zu hören. Es ist sonderbar, daß, da der Geschmack an Music unter alle Völker der Erde so allgemein verbreitet ist, dennoch die Begriffe von Harmonie und Wohlklang bey verschiednen Nationen so verschieden seyn können.“

1 “Der jüngere Herr FORSTER ließ sich, zum Unterschied von seinem Herrn Vater bey diesem Vornamen nennen. A.d.V.”
(Forster S. 271/2)
Zuerst der edle, dann der pittoreske Wilde, unzivilisiert aber glücklich.

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren


... 1012 x aufgerufen



Dienstag, 18. August 2009
Georg Forster: Reise um die Welt 41
(Aufenthalt im Haven O-Aitepieha auf der kleinen Halb-Insel O-Tahiti – Ankern in Matavai-Bay)
“Das Ufer, dessen schlängelnder Krümmung wir aufwärts folgten, brachte uns zu einem senkrecht stehenden und mit mancherley wohlriechendem Gebüsch behangenen Felsen, von welchem sich eine Crystallhelle Wasser-Säule in einen glatten klaren Teich herabstürzte, dessen anmuthiges Gestade überall mit bunten Blumen prangte. Dies war eine der schönsten Gegenden die ich in meinem Leben gesehen. Kein Dichter kann sie so schön mahlen. Wir sahen von oben auf die fruchtbare überall angebaute und bewohnte Ebene herab, und jenseits dieser in das weite, blaue Meer hinaus! Die Bäume, welche ihre dickbelaubten Zweige gegen den Teich hin ausbreiteten, gewährten uns kühlen Schatten, und ein angenehmes Lüftchen welches über das Wasser her wehete, milderte die Hitze des Tages noch mehr. Hier legten wir uns auf den weichen Rasen hin, um beym feierlich einförmigen Geräusch des Wasserfalls, dazwischen dann und wann ein Vogel schlug, die eingesammelten Pflanzen zu beschreiben, ehe sie verwelkten.“
(Forster S. 270)
schlängelnder Krümmung, kristallhell, anmutiges Gestade, dickbelaubte Zweige

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren


... 965 x aufgerufen



Donnerstag, 13. August 2009
Georg Forster: Reise um die Welt 40
(Aufenthalt im Haven O-Aitepieha auf der kleinen Halb-Insel O-Tahiti – Ankern in Matavai-Bay)
“Die erste Bitte bestand gewöhnlich darinn, daß wir ein Gewehr abfeuern mögten; und das thaten wir unter der Bedingung, wenn sie uns einen Vogel zum Ziel zeigen könnten. Doch waren wir dabey mehr als einmal in Verlegenheit, weil sie uns oft Vögel zeigten, die vier bis fünfhundert Schritte weit von uns saßen. Sie wußten nicht, daß die Würkung unsers Gewehrs nur bis auf gewisse Entfernungen reicht; und da es eben nicht rathsam war, sie das Geheimniß zu lehren, so stellten wir uns gemeiniglich als könnten wir den Vogel nicht gewahr werden, bis wir unter diesem Vorwande so nahe heran gekommen, daß er zu erreichen war. Der erste Schuß machte immer großes Schrecken; einige fielen darüber platt zur Erde oder rannten ohngefähr zwanzig Schritt weit zurück, bis wir ihnen durch freundliches Zureden die Furcht genommen, oder ihre herzhafteren Landsleute den geschoßnen Vogel aufgelangt hatten. Sie gewöhnten sich indessen bald besser daran, und wenn sie gleich noch bey jedem neuen Schusse zusammen fuhren, so ließen sie ihre Furcht wenigstens zu keinem weitern Ausbruche kommen“
(Forster S. 268)

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren


... 509 x aufgerufen



Dienstag, 11. August 2009
Georg Forster: Reise um die Welt 39
(Aufenthalt im Haven O-Aitepieha auf der kleinen Halb-Insel O-Tahiti – Ankern in Matavai-Bay)
“Ein Mann von mittlern Alter, der in dieser Hütte seiner ruhe pflegte, nöthigte uns Platz bey ihm zu nehmen, und so bald dieses geschehen, untersuchte er meine Kleidung mit vieler Aufmerksamkeit. Er hatte sehr lange Nägel an den Fingern, worauf er sich nicht wenig zu gut that. Ich merkte auch bald, daß dies ein Ehrenzeichen ist, in so fern nemlich nur solche Leute DIE NICHT ARBEITEN, die Nägel so lang wachsen lassen können. Eben diese Gewohnheit findet man unter den Chinesern, und auch die sind sehr stolz darauf. Ob aber die Einwohner von TAHITI sie aus China her bekommen, oder ob zufälligerweise beyde Völker, ohne einige Gemeinschaft mit einander zu haben, auf solcherley Einfall gerathen seyn mögen? Das dünkt mich selbst für den Scharfsinn eines NEEDHAM* oder DES GUIGNES** zu hoch. In verschiednen Winkeln der Hütte saßen, hier die Mannsleute, dort die Frauenspersonen beysammen und nahmen so von einander abgesondert ihr Mittagsmahl zu sich, das in Brodfrucht und Pisangen bestand. Beyde Partheyen schienen, je nachdem wir uns einer oder der andern näherten, zu wünschen, daß wir mitessen mögten. Es ist eine sehr sonderbare Gewohnheit, daß sich hier zu Lande beyde Geschlechter beym Essen von einander trennen müssen; warum dies aber geschiehet, oder was Veranlassung zu diesem Gebrauch gegeben haben mag? Konnten wir eben so wenig als Capitain COOK auf seiner vorigen Reise in Erfahrung bringen.“
(Forster S. 265/6)
* John Turberville Needham (* 10. September 1713 in London; † 30. Dezember 1781 in Brüssel) hatte eine These zur Verwandtschaft der Völker aufgestellt.
** Joseph de Guignes 1721-1800), vertrat die Auffassung, dass die Chinesen von den Ägyptern abstammen.

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren


... 562 x aufgerufen



Dienstag, 4. August 2009
Georg Forster: Reise um die Welt 37
(Aufenthalt im Haven O-Aitepieha auf der kleinen Halb-Insel O-Tahiti – Ankern in Matavai-Bay)
“Als wir am folgenden Tag früh aufs Verdeck kamen, um die kühle Morgenluft zu genießen, fanden wir die herrlichste Aussicht vor uns; und der Morgenglanz der Sonne breitete gleichsam doppelte Reitze über die natürlichen Schönheiten der Landschaft aus. Der Haven, in welchem wir lagen, war nur klein, dergestalt, daß unsre beyden Schiffe ihn fast gänzlich ausfüllten; das Wasser aber war in selbigem so klar als ein Cristall, und so glatt als ein Spiegel. Indeß sich um uns her, die See an der äußern Felsen in schneeweißschäumenden Wellen brach. Auf der Landseite erblickte das Auge vor den Bergen her, eine schmale Ebene, deren fruchtbares Ansehen, all ihren Bewohnern Überfluß und Glückseligkeit zu gewähren schien. Dem Schiffe gerade gegen über öfnete sich, zwischen den Bergen, ein enges wohlbebauetes Thal, das voller Wohnungen und auf beyden Seiten mit Wald bedeckten Hügeln eingefaßt war, die längst der ganzen weiten Strecke desselben in mannigfaltig gebrochnen Linien hinauf liefen und sich in verschiednen Farben und Entfernungen zeigten. Über diese und das Thal hinaus, ragten aus dem Innern des Landes, mancherley romantischgeformte, steile Berg-Gipfel hervor, davon besonders der eine auf eine mahlerisch-schöne, aber fürchterliche Weise überhieng und gleichsam den Einsturz drohte. Der Himmel war heiter und die Luft erquickend warm; kurz alles flößte uns neues Leben und neuen Muth ein.“
(Forster S. 253)

Habe ich schon erwähnt, dass ich Landschaftsbeschreibungen, vielleicht weil sie heutzutage so selten sind, sehr mag?

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren


... 681 x aufgerufen



Donnerstag, 30. Juli 2009
Georg Forster: Reise um die Welt 36
(Aufenthalt im Haven O-Aitepieha auf der kleinen Halb-Insel O-Tahiti – Ankern in Matavai-Bay)
“Sogar auf den Verdecken wimmelte es von Indianern, und unter selbigen gab es verschiedne Frauenspersonen, die sich ohne Schwierigkeiten den Wünschen unsrer Matrosen überließen. Einige von denen, die dieses Gewerbe trieben, mochten kaum neun oder zehn Jahre alt seyn und hatten noch nicht das geringste Zeichen von Mannbarkeit an sich. So frühzeitige Ausschweifungen scheinen einen sehr hohen Grad von Wollust anzudeuten und müssen im Ganzen allerdings Einfluß auf die Nation haben. Die natürlichste Folge davon, die mir auch sogleich in die Augen fiel, bestand darinn, daß das gemeine Volk, zu welchem all diese liederlichen Weibsbilder gehören, durchgehends von KLEINER STATUR war. Nur wenige einzelne Leute aus demselben, waren von mehr als mittlerer Größe; die übrigen waren alle darunter – ein Beweis, daß die Meynung des Grafen Büffon, über die frühzeitige Vermischung beyder Geschlechter (S. dessen HIST. NATURELLE) sehr gegründet ist.“
(Forster S. 250)

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren


... 856 x aufgerufen



Dienstag, 28. Juli 2009
Georg Forster: Reise um die Welt 35
(Aufenthalt im Haven O-Aitepieha auf der kleinen Halb-Insel O-Tahiti – Ankern in Matavai-Bay)
“Da sie merkten, daß wir Lust hätten ihre Sprache zu lernen, weil wir uns nach den Benennungen der gewöhnlichsten Gegenstände erkundigten, oder sie aus den Wörterbüchern voriger Reisenden hersagten, so gaben sie sich viel Mühe uns zu unterrichten, und freuten sich, wenn wir die rechte Aussprache eines Wortes treffen konnten. Was mich anlangt, so schien mir keine Sprache leichter als diese. Alle harte und zischende Consonanten sind daraus verbannt, und fast jedes Wort endigt sich mit einem Selbstlauter. Was dazu erfordert ward, war blos ein scharfes Ohr, um die mannichfaltigen Modificationen der Selbstlauter zu unterscheiden, welche natürlicherweise in einer Sprache vorkommen müssen, die auf so wenig Mitlauter eingeschränkt ist, und die, wenn man sie einmal recht gefaßt hat, die Unterredung sehr angenehm und wohlklingend machen. Unter andern Eigenschaften der Sprache bemerken wir sogleich, daß das O und E, womit sich die mehresten Nennwörter und Namen in Herrn COOKS erster Reise anfangen, nichts als Artickel sind, welche in vielen morgenländischen Sprachen, vor den Nennwörtern herzugehen pflegen, die ich aber im Verfolg dieser Erzählung entweder weglassen oder durch einen Strich von dem Nennwort trennen werde. Ich habe bereits im vorhergehenden angemerkt, daß Herr von BOUGAINVILLE das Glück hatte, den wahren Namen der Insel, ohne Artikel, sogleich ausfündig zu machen, er hat ihn auch, so weit es die Beschaffenheit der französischen Sprache erlauben will, in der Beschreibung seiner Reise, vermittelst des Worts TAÏTI, ganz richtig ausgedruckt, doch sprechen es die Indianer mit einer leichten Aspiration, nemlich TAHITI aus.“
(Forster S. 244)

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren


... 619 x aufgerufen