Wer ist so bekloppt in ein leeres Museum zu gehen?
Die Berliner natürlich und ich mittenmang!
Das "Neue Museum", von Friedrich August Stüler zwischen 1843 und 1855 erbaut, von David Chipperfield, wie ich finde, vorsichtig und einem historischen Museumsbau angemessen, rekonstruiert, konnte vom 6. bis 8. März 2009 ohne die Exponate, z.B. die Nofretete, besichtigt werden.
Erstaunlicherweise ging es zügig vorwärts und noch erstaunlicher: man durfte fotographieren, wenn auch ohne Stativ und Blitzlicht.
Treppenhaus:
Der Südkuppelsaal:
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren
... 1204 x aufgerufen
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, also vor 70 Jahren, verhinderte der Vorsteher des Polizeirevieres 16 am Hackeschen Markt das Niederbrennen der Synagoge in der Oranienburger Straße.
Sein Name war Wilhelm Krützfeld. Heinz Knobloch schrieb einen lesenswerten kleinen Band über ihn:
Der beherzte Reviervorsteher
Wilhelm Krützfeld war kein politisch aktiver Mensch, er war nur ein Mensch, ein Polizist, der sich seine Würde durch Pogrome, durch Morde, nicht nehmen lassen wollte. Er stellte sich mit seinen Beamten vor die brennende Synagoge, rief die Feuerwehr, die den Brand löschte und hinderte die SA daran die Synagoge zu zerstören und auszuplündern.
Er war mit der Verfolgung seiner Nachbarn nicht einverstanden und warnte jüdische Bekannte und Freunde. Er duldete es nicht, dass in seinem Revier Gesetze verletzt werden.
Am Gebäude Oranienburger Straße 29 ist eine Gedenktafel für ihn angebracht:
Sein Sohn, Walter Krützfeld, berichtete:
"Als mein Vater im Laufe des Jahres 1942 in Andeutungen höherer Vorgesetzter etwas über die Beschlüsse der Wannsee-Konferenz erfuhr, reichte er sofort seine vorzeitige Pensionierung ein. Man gewährte sie ihm gern, weil man froh war, den alten Querkopf los zu sein."
Schade, dass keine Stiftung ihm zu Ehren gegründet wurde.
Der Historiker Christoph Spieker konnte in der Polizei mit etwa 2,8 Millionen Beschäftigten bisher lediglich 47 Männer identifizieren, die politisch oder rassisch Verfolgten geholfen haben. Dies ist eine beschämend geringe Zahl.
Sein Stellvertreter im Revier, Polizeimeister Willi Steuck, wurde zusammen mit einem weiteren Polizisten namens Trischak - sein Vornahme ist nicht bekannt - am 23. April 1945 von einem fliegenden Standgericht der SS in den Hackeschen Höfen erschossen.
Ach ja, am 9. November 1918 wurde in Berlin von Philip Scheidemann und Karl Liebknecht die Republik ausgerufen.
Die Republiken waren natürlich unterschiedlich.
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren
... 1495 x aufgerufen
1881 gründete Josef Garbáty-Rosenthal (geb.: 27. Juni 1851 in Lida, gest.: 29. Juni 1939 in Berlin) sein Zigarettenunternehmen. 1906 wurde der neoklassizistischer Eingangsbau (Paul Überholz) und das Hauptgebäude mit Jugendstilelementen in der Hadlichstrasse 19/20, 1930-31 dann der Erweiterungstrakt in Stahlskelettbau (Fritz Höger) errichtet. Die ‚Garbaty’ und die ‚Königin von Saba’, in Berlin die ‚Königin von Pankow’ genannt, wurden schnell zu führenden Marken.
Die Familie Garbáty legte Wert auf vorbildliche soziale Bedingungen für die Beschäftigten und förderte soziale Einrichtungen, z.B. das benachbart, in der Berliner Straße, gelegene Jüdische Waisenhaus. Josef Garbáty lebte bis zu seinem Tode 1939, betreut von Sophie Boroschek, in seiner Villa in Pankow. Er ist auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beerdigt. Sophie Boroschek wurde 1943 im KZ Natzweiler-Struthof ermordet.
1938 wurde der Betrieb arisiert, d.h. zwangsweise verkauft. Die Familie Garbáty verlor damit einen Großteil ihres Vermögens. Nach der Gründung der DDR wurde der Betrieb in Volkseigentum überführt und 1960 mit einer anderen Zigarettenfabrik zur „Berliner Zigarettenfabrik“ (Bezifa) fusioniert. 1992 wurde die Fabrik stillgelegt.
Der Vorplatz des S-Bahnhofes Pankow trägt seit 2000 den Namen Garbátyplatz, der Bezirk Pankow errichtete 2002 ein Denkzeichen zu Ehren von Josef Garbáty.
Permalink (2 Kommentare) Kommentieren
... 1514 x aufgerufen