Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Lob der Frauen 6
Der Braten
"Es wird mit Recht ein guter Braten
Gerechnet zu den guten Taten;
Und daß man ihn gehörig mache,
Ist weibliche Charaktersache.
Ein braves Mädchen braucht dazu
Mal, erstens, reine Seelenruh,
Daß bei Verwendung der Gewürze
Sie sich nicht hastig überstürze.
Dann, zweitens, braucht sie Sinnigkeit,
Ja, sozusagen Innigkeit,
Damit sie alles appetitlich,
Bald so, bald so und recht gemütlich
Begießen, drehn und wenden könne,
Daß an der Sache nichts verbrenne.
In summa braucht sie Herzensgüte,
Ein sanftes Sorgen im Gemüte,
Fast etwas Liebe insofern.
Für all die hübschen, edlen Herrn,
Die diesen Braten essen sollen
Und immer gern was Gutes wollen.
Ich weiß, daß hier ein jeder spricht:
»Ein böses Mädchen kann es nicht.«
Drum hab' ich mir auch stets gedacht
Zu Haus und anderwärts:
Wer einen guten Braten macht,
Hat auch ein gutes Herz."
(Wilhelm Busch)


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jean stubenzweig, Donnerstag, 27. Oktober 2011, 13:54
Ins US-Amerikanische
ist das wohl mal anähernd übersetzt worden.

g., Freitag, 28. Oktober 2011, 06:03
Man kann die Frauen nicht genug loben, schließlich ist jeder, mit Ausnahme der Frauen, spricht der Weise, fehlbar.

einemaria, Freitag, 28. Oktober 2011, 13:19
ist das
der saftigste Braten, von dem ich spreche?

g., Samstag, 29. Oktober 2011, 07:41
Fleisch oder Fleisch, das wäre hier die Frage, wobei Fleisch ja schon mal hier in meiner werktäglichen Unterhaltungssendung Thema war.

Ob der Wilhelm Busch in seiner Biedermeierzeit neben den fleischlichen Gelüsten auch den fleischlichen Gelüsten zugetan war, weiß ich schlicht nicht. Geschrieben hat er davon meiner Kenntnis nach: nichts, außer einigen Anmerkungen, die man heute eher unter Altherrenwitze verbuchen würde.

Und der Richard Brautigan, auf den Jean Stubenzweig verlinkt, dem kann man Freude an fleischlichen wie fleischlichen Genüsse unterstellen und zudem scheint er eine Ahnung von Liebe zu haben und das ist ja auch etwas, was man nicht verachten sollte.

jean stubenzweig, Samstag, 29. Oktober 2011, 11:42
Liebe is(s)t
auch das: Reifes Fleisch.

g., Sonntag, 30. Oktober 2011, 05:04
Liebreif, liebreich, reife Liebe, reiche Liebe, liebesreif und liebesreich, da bringen Sie mich auf Sachen. Aber lassen wir das zunächst. Das muss noch einige Monate reifen und reicher werden, bevor ich mich da in fantastische Gefilde hinein schwadroniere. Una comida muy rico, wie man in Spanien sagt. Da fällt mir natürlich gleich der Leguan ein und die angefangene Geschichte dazu, die nun auch schon einige Zeit auf der Festplatte dümpelt ohne fertig zu werden. Warum werden Geschichten nicht von alleine fertig?

jean stubenzweig, Montag, 31. Oktober 2011, 19:07
Geschichte(n)
hat nunmal keine Ende. Und schon gar nicht, wenn Sie immer wieder von vorn anfangen.

g., Dienstag, 1. November 2011, 05:25
Stimmt,
ich komme immer weiter von Höxchen auf Stöckschen, aber nun beweisen Sie mir mal objektiv, dass ich kein Kiwi bin. (Ich hatte auch einen Hausphilosophen .)