Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Die Weltmaschine von Franz Gsellmann
Wenn Sie sich die Weltmaschine ansehen, werden Sie wie ich davon überzeugt sein, dass sein Erbauer Recht hat mit der Einschätzung, dass seine Maschine unversehens etwas erschaffen werde.


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jean stubenzweig, Dienstag, 26. April 2011, 09:41
Der eine
versucht's jahrelang an einer Akdademie der bildenden Künste, der andere ist geborener Künstler.

g., Mittwoch, 27. April 2011, 06:23
Schön, nicht? Franz Gsellmann erinnert mich ja etwas an Pipe, den Knecht aus „Kleine Fluchten“. Wurde der nicht an Ostern auf Arte gezeigt?

jean stubenzweig, Mittwoch, 27. April 2011, 10:29
Ein Freund
solcher Spielereien wurde ich früh durch Yves Tinguely, dem später mit seiner wunderbaren Gefährtin Niki de Saint Phalle (mit den Nanas hatte ich's formal nicht so, aber der Giardino dei Tarocchi ist eine künstlerische Ausgeburt) auch die Buntheit ins Leben bzw. in den Brunnen kam, den die beiden für Paris bauten. Aber der Gsellmann, das ist wieder eine andere Art.

Die Kleinen Fluchten haben es offensichtlich geschafft, an mir vorbeizuflüchten. Schade.

jean stubenzweig, Mittwoch, 27. April 2011, 17:55
Korrektur
Selbstverständlich heißt er Jean, der Tinguely. Ich habe beim Notieren wohl an Yves Klein gedacht, einen anderen bewegenden Bewegungskünstler aus den Sechzigern.

g., Donnerstag, 28. April 2011, 07:13
Jean Tinguely soll ja einmal zu Besuch bei den Gsellmanns gewesen sein und sich begeistert über die Weltmaschine geäußert haben.

g., Freitag, 29. April 2011, 07:24
Ich krame jetzt, seit Sie Niki de Saint Phalle erwähnten, in meinem Gedächtnis, die Erinnerung will aber nicht zurückkehren. Irgendwo in Europa, vor einigen Jahren, bin ich auf einem schmalen Fußweg durch eine Nana in Gestalt riesiger, roter Schamlippen gegangen. Es war, wenn ich mich recht erinnere, auf einem Platz, der mit hellem Splitt ausgestreut war. Einige Kinder fuhren mit großer Begeisterung auf ihren Roller-Blades oder Skateboards durch die Figur. Sie waren auf jeden Fall noch zu jung, um ihre Aktion mit verschämtem Gegiggel zu begleiten, nur einige Eltern, die in der Nähe standen und sich unterhielten, waren unangenehm berührt und versuchten die Kinder von ihrem Spiel abzuhalten. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, ob noch andere Skulpturen auf dem Platz standen; junge Bäume und Gebäude aus der Renaissance (?) säumten den Platz. Erinnern kann ich mich auch noch, dass die Figuren wenig erotische Assoziationen in mir auslösten, eher Fantasien kindlicher Traum- und Spielwelten, ‚Kaiser, wie viel Schritte schenkst du mir’, solche Sachen.

jean stubenzweig, Freitag, 29. April 2011, 09:43
Das größte Getöse dürften ihre Nanas wohl Mitte der Siebziger in Hannvover veranstaltet haben, wo die guten Protestanten sie am liebsten, hätten sie noch eine haben dürfen, in die Hölle geschickt samt Pest als Verursacherin aller göttlichen Strafen in sich (sie ist ja später auch jämmerlich gestorben). Kaum waren ein paar Jahre in die Zeit gegangen und die Botschaft angekommen, daß das Kunst sei, wurde sie auch schon zur Gastheldin erklärt und in die Familie aufgenommen; heute ist sie so populär wie anderswo Hundertwasser. Allerdings hat Hannover, nicht zuletzt durch den kunstsinnigen Herrn Ministerpräsidenten Schröder bzw. mit Lothar Romain als langjährigem Kunstfestspielleiter einiges an Aufklärungsarbeit geleistet. Heute pflegt Ulrich Krempel, der Direktor des örtlichen Museums, immerhin die meines Erachtens viel wichtigere Saint Phalle: die der Schießbilder.

Bei der Nana, die Sie vermutlich meinen und die Sie penetriert haben dürften, handelt es sich wahrscheinlich die für das Moderna Museet in Stockholm geschaffene gewesen sein. Ich habe selber nachgeschaut und wurde nicht fündig. Vermutlich ist die Plastik noch immer zu anrüchig, um im Internet gezeigt zu werden; Pornographie und so. In meinen Unterlagen müßte ich eine Photographie haben – wenn Sie's denn interessiert, will ich auf archäologische Reise gehen. Das begehbare Püppchen müßte, wenn ich mich recht erinnere, hon – en cathedrale (sie – eine Kathedrale) heißen. Möglicherweise wurde sie Anfang des Jahrtausends auch nochmal zur Befriedung in die Herrenhäuser Gärten gelegt. Ich erinnere mich nicht genau, aber da wären Sie ungefähr in einer von Ihnen angedeuteten Umgebung – niedersächsischer Jubel.

jean stubenzweig, Freitag, 29. April 2011, 10:41
Ein bißchen fündig
bin ich doch noch geworden – in reduzierter, nicht so bunter Form: hon – en cathedrale.

g., Montag, 2. Mai 2011, 07:51
Danke, dass Sie mir aufs Pferd geholfen haben. In Stockholm war ich nie, aber Hannover könnte wohl sein. Klarer wurde die Erinnerung aber nicht, ich setze die Niki de Saint Phalle fast automatisch in eine italienische oder französische Stadt.