Warum ich monogam geworden bin
g. | Dienstag, 7. Dezember 2010, 05:24 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Meine Damalige, eine Charlottenburger Pflanze (ich hatte und habe ein Faible für eingeborene Frauen), hatte eine Zehlendorf-Connection, alles ALer (=Alternative Liste, sie können sich erinnern?) mit deren Gefolge ich dann eine Zeit lang am Rande dieser Partei mitgewurschtelt habe; aber das ist eine andere Geschichte. Auf jeden Fall hatte sie einen Freund aus Kindertagen, der als Betriebswirt schon gutes Geld verdiente und eine ziemlich feste Freundin sein Eigen nannte.
Eigentlich, dachte er sich, sollte und wollte er eine Familie gründen, nur so irgendwie und so endgültig vielleicht doch nicht.
Zum besseren Verständnis sollte ich wohl vorausschicken, dass es in den 80ern in Berlin zwei Stadtmagazine gab, den Tip und die Zitty, die man insofern unterscheiden konnte, als dass die redaktionellen Beiträge in dem einen Magazin nicht ganz so schrecklich waren, wie in dem anderen. Die beiden Magazine gibt es immer noch, nur unterscheiden kann man sie nicht mehr. Aber egal, niemand damals und wohl auch heute, kauft sich so ein Veranstaltungsblättchen, um die Artikel zu lesen. Damals, wie das heute ist kann ich nicht sagen, unterschieden sich die Kontaktanzeigen der beiden Magazine allerdings sehr deutlich. Im Zitty inserierten eher die alternativ angehauchten Jungs und Mädels, im Tip fühlten sich die eher braven Damen und Herren zu Hause. Zumindest bezüglich der äußeren Erscheinung, dort waren die Damen geschminkt, die Herren trugen gewaschene Kleidung und hier liefen die Jungs eher verlottert herum und die Mädels trugen Patschuli auf. Einen Hang zur Esoterik war ihnen gemeinsam. Der Schulfreund meiner Verflossenen nun hatte grundsätzlich etwa drei bis vier „Tipkisten“, wie man damals sagte, also Damen, die er über die Kontaktanzeigen des Tip kennengelernt hatte, parallel zu laufen. „Zittykisten“ verschmähte er, na ja, nicht jeder hat so wenig Vorurteile wie sagen wir …
Sie müssen wissen, dass Anfang der 80er Jahre noch kein Gedanke an Taschentelefone oder Email-Kommunikation zu verschwenden war. Die komplette Logistik musste, vom Festnetzanschluss der eigenen Wohnung oder von Telefonzellen aus, in extremen Fällen über Telegramme, bewerkstelligt werden. Keine leichte Aufgabe, zumal die eine oder andere Dame ganz gerne einen spontanen Besuch im Repertoire hatte. Nach den ersten Unfällen beschloss er folgerichtig sein umfangreich paralleles Sexualleben nur noch aushäusig zu praktizieren. Aber auch dies konnte nicht völlig unfallfrei organisiert werden, schließlich hat der Mensch Lieblingskneipen, die Zahl der Kinos ist beschränkt und in den jeweiligen Szenen kannte man sich auch untereinander. Tatsache war, dass, wann immer wir zusammen ausgingen, er sich immer nervös vergewisserte, ob nicht irgendeine seiner zahllosen Verflossenen oder in Aussicht genommenen am Nebentisch saß oder – was wohl auch schon vorgekommen war – gar zwei aktuelle oder verflossene Liebschaften sich zusammen getan hatten um, wie er gelegentlich argwöhnte, auf Rache sinnen und ihm in seinen häufiger frequentierten Kneipen auflauerten. Wenn Sie mich fragen: Die Leute gehen einfach zu viel ins Kino, da kriegt man solche Ängste von.
Meine Damalige fand nun seinen Lebenswandel so ein bisschen frauenfeindlich und machte ihm Vorhaltungen. Den ganzen Abend. Wenn sie ihm keine Vorhaltungen machte, wollte sie pfeilgerade wissen, warum er denn mindestens vier Frauen gleichzeitig „zu laufen“ habe und warum die denn nichts voneinander wissen dürften. Nun, das mit der Geheimhaltung war schnell geklärt, da sein Interesse insbesondere Frauen galt, die eher „was Festes“ wollten und diese Interessenlage selbstverständlich nicht mit seiner Vielweiberei zusammenging (bei den Mormonen soll das früher ja anders gewesen sein, behauptet zumindest Karl May), mussten die Damen natürlich streng separiert werden. Das andere, warum er diesen unendlich komplexen Kreislauf organisierte, war nicht oder nur tiefenpsychologisch erklärbar. Den ganzen Abend. Irgendwann im Laufe der Zeit, habe ich mich dann geweigert diesen Exerzitien beizuwohnen.
Na wie dem auch sei, ich bin ja nicht so der Moralapostel und solange alle erwachsen sind, gibt es ja keinen Grund, warum man das kreuz und quer und wer mit wem und mit wie vielen, so furchtbar eng sehen sollte. Aber sagen Sie selbst: anstrengend ist das aber doch, oder?
Eigentlich, dachte er sich, sollte und wollte er eine Familie gründen, nur so irgendwie und so endgültig vielleicht doch nicht.
Zum besseren Verständnis sollte ich wohl vorausschicken, dass es in den 80ern in Berlin zwei Stadtmagazine gab, den Tip und die Zitty, die man insofern unterscheiden konnte, als dass die redaktionellen Beiträge in dem einen Magazin nicht ganz so schrecklich waren, wie in dem anderen. Die beiden Magazine gibt es immer noch, nur unterscheiden kann man sie nicht mehr. Aber egal, niemand damals und wohl auch heute, kauft sich so ein Veranstaltungsblättchen, um die Artikel zu lesen. Damals, wie das heute ist kann ich nicht sagen, unterschieden sich die Kontaktanzeigen der beiden Magazine allerdings sehr deutlich. Im Zitty inserierten eher die alternativ angehauchten Jungs und Mädels, im Tip fühlten sich die eher braven Damen und Herren zu Hause. Zumindest bezüglich der äußeren Erscheinung, dort waren die Damen geschminkt, die Herren trugen gewaschene Kleidung und hier liefen die Jungs eher verlottert herum und die Mädels trugen Patschuli auf. Einen Hang zur Esoterik war ihnen gemeinsam. Der Schulfreund meiner Verflossenen nun hatte grundsätzlich etwa drei bis vier „Tipkisten“, wie man damals sagte, also Damen, die er über die Kontaktanzeigen des Tip kennengelernt hatte, parallel zu laufen. „Zittykisten“ verschmähte er, na ja, nicht jeder hat so wenig Vorurteile wie sagen wir …
Sie müssen wissen, dass Anfang der 80er Jahre noch kein Gedanke an Taschentelefone oder Email-Kommunikation zu verschwenden war. Die komplette Logistik musste, vom Festnetzanschluss der eigenen Wohnung oder von Telefonzellen aus, in extremen Fällen über Telegramme, bewerkstelligt werden. Keine leichte Aufgabe, zumal die eine oder andere Dame ganz gerne einen spontanen Besuch im Repertoire hatte. Nach den ersten Unfällen beschloss er folgerichtig sein umfangreich paralleles Sexualleben nur noch aushäusig zu praktizieren. Aber auch dies konnte nicht völlig unfallfrei organisiert werden, schließlich hat der Mensch Lieblingskneipen, die Zahl der Kinos ist beschränkt und in den jeweiligen Szenen kannte man sich auch untereinander. Tatsache war, dass, wann immer wir zusammen ausgingen, er sich immer nervös vergewisserte, ob nicht irgendeine seiner zahllosen Verflossenen oder in Aussicht genommenen am Nebentisch saß oder – was wohl auch schon vorgekommen war – gar zwei aktuelle oder verflossene Liebschaften sich zusammen getan hatten um, wie er gelegentlich argwöhnte, auf Rache sinnen und ihm in seinen häufiger frequentierten Kneipen auflauerten. Wenn Sie mich fragen: Die Leute gehen einfach zu viel ins Kino, da kriegt man solche Ängste von.
Meine Damalige fand nun seinen Lebenswandel so ein bisschen frauenfeindlich und machte ihm Vorhaltungen. Den ganzen Abend. Wenn sie ihm keine Vorhaltungen machte, wollte sie pfeilgerade wissen, warum er denn mindestens vier Frauen gleichzeitig „zu laufen“ habe und warum die denn nichts voneinander wissen dürften. Nun, das mit der Geheimhaltung war schnell geklärt, da sein Interesse insbesondere Frauen galt, die eher „was Festes“ wollten und diese Interessenlage selbstverständlich nicht mit seiner Vielweiberei zusammenging (bei den Mormonen soll das früher ja anders gewesen sein, behauptet zumindest Karl May), mussten die Damen natürlich streng separiert werden. Das andere, warum er diesen unendlich komplexen Kreislauf organisierte, war nicht oder nur tiefenpsychologisch erklärbar. Den ganzen Abend. Irgendwann im Laufe der Zeit, habe ich mich dann geweigert diesen Exerzitien beizuwohnen.
Na wie dem auch sei, ich bin ja nicht so der Moralapostel und solange alle erwachsen sind, gibt es ja keinen Grund, warum man das kreuz und quer und wer mit wem und mit wie vielen, so furchtbar eng sehen sollte. Aber sagen Sie selbst: anstrengend ist das aber doch, oder?
jean stubenzweig,
Dienstag, 7. Dezember 2010, 15:20
Vermutlich hatte der junge Mann
ein Ziel, von dem er allerdings nur ahnte, welches es sein könnte. Normalerweise schreibt die sogenannte Wissenschaft diese sogenannte Zielorientiertheit bei der Partnerwahl der Frau zu. Das ist eben das Schicksal Adams: Er weiß nie wirklich genau, was er will. So kommt es, daß er immer mehr und härter arbeiten muß als Eva. Hinzu kommt ebenfalls sozusagen natürlich die Erschwernis durch die mangelhafte Fähigkeit des Mannes, auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig denken, planen, handeln zu können. Wollen wir es Göttliches Prinzip nennen?
Das mit der Monogamie hat schon was. Weniger aufwendig ist es allemale, als immerfort auf der Jagd nach einer unzurechnungsfähigen Zukunft sein zu müssen. Ich nehme an, daß deshalb auch der Begriff Lebensabschnittgefährtin eingeführt wurde, um dem bedauernswerten Mann das Dasein ein wenig zu erleichtern.
Aber selbst diese ganzen heutigen neuen Techniken machen es ihm nicht leichter. Den erwiesenermaßen kommen Frauen damit sehr viel rascher klar, weil sie keine dreihundertseitigen Betriebsanleitungen lesen. Das ist jetzt vielleicht nicht unbedingt wissenschaftlich fundiert – da es nur auf den Erfahrungen einzelner basiert (zu denen ich gehöre).
Das mit der Monogamie hat schon was. Weniger aufwendig ist es allemale, als immerfort auf der Jagd nach einer unzurechnungsfähigen Zukunft sein zu müssen. Ich nehme an, daß deshalb auch der Begriff Lebensabschnittgefährtin eingeführt wurde, um dem bedauernswerten Mann das Dasein ein wenig zu erleichtern.
Aber selbst diese ganzen heutigen neuen Techniken machen es ihm nicht leichter. Den erwiesenermaßen kommen Frauen damit sehr viel rascher klar, weil sie keine dreihundertseitigen Betriebsanleitungen lesen. Das ist jetzt vielleicht nicht unbedingt wissenschaftlich fundiert – da es nur auf den Erfahrungen einzelner basiert (zu denen ich gehöre).
jean stubenzweig,
Mittwoch, 8. Dezember 2010, 18:01
Zum oben erwähnten Ziel
des jungen Mannes kam mir soeben ein Satz entgegen, der in diese Richtung steuert: «[...] Thomas ist ein notorischer Aufreißer, der sich heimlich nach der großen Liebe sehnt [...]»
vert,
Donnerstag, 9. Dezember 2010, 17:53
ja.
sehr. zeit- und nervenaufreibend.