Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

sekkieren
Meine Mutter verwendete das Verb häufig:
„Ihr sollt den Kleinen nicht immer sekkieren!“

‚Ihr’ waren meine älteren Brüder und der Kleine war ich. Wie und warum das vom italienischen »seckare = belästigen, beschwerlich fallen« abstammende Wort Eingang ins Schwäbische gefunden hat?

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jean stubenzweig, Freitag, 14. November 2008, 13:32
Ob das schwäbische
Seckel (vermutlich eher nicht: Säckel von Sack?) wohl davon abstammt? Ich erinnere mich, das im Schwäbischen des öfteren mal gehört zu haben: du Seckel. Oder: Is a Seckele. Seckare geht doch nicht, das kann kein Schwabe aussprechen, auch wenn er alles kann außer Hochdeutsch. Das muß doch einidiomisiert werden!

Vielleicht von einem sehr frühen Gastarbeiter eingeführt? Ein Fuggerer auf Geldreise? Bloß die Phantasterei nicht bremsen.

g., Freitag, 14. November 2008, 14:14
Der Seckel,
lieber Jean Stubenzweig, leitet sich in der Tat vom besagten männlichen Requisit ab und zielt auf die - im Schwäbischen häufige - Infragestellung der Zeugungskraft. Nur scheint mir das wenig mit dem Quälen, dem sekkieren (ausgesprochen natürlich sehr viel weicher; der Schwabe steht mit p,t, und k auf Kriegsfuß) zu tun zu haben. Im Übrigen existieren seit langer Zeit Verbindungen, zumindest nach Oberitalien: Die Maultaschen z.B. hießen im 19. Jahrhundert in Württemberg noch Rafioln.

Ach so, bevor ich es vergesse - ich habe mir die Herkunft natürlich nicht einfach ausgedacht, sondern aus:

Sek'kieren tr
1. jn plagen, quälen, sticheln, nervös machen. Geht zurück auf ital »seckare = belästigen; beschwerlich fallen«. Vorwiegend oberd, seit dem 18. Jh.
[Wörterbuch: Sekkieren. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, S. 25778
(vgl. Küpper-WddU, S. 763) (c) Marianne Küpper
http://www.digitale-bibliothek.de/band36.htm ]

jean stubenzweig, Dienstag, 18. November 2008, 12:53
Ihre fachliche Kompetenz
anzuzweifeln hatte ich auch nicht vor, zumal Sie ja bereits den Hinweis darauf gegeben hatten. Ich habe einfach fröhlich vor mich hinassoziiert. Doch nun haben Sie mir das schöne Bild zerstört, das so schön in meinen Denkrahmen gepaßt hätte. Und den Schwaben hätte die sprachliche Zeugungskraft auch noch zur Ehre altsprachlicher Herkunft verholfen. Nun denn ...

Aber das mit den Rafioln, das wiederum erinnert mich schon sehr an das Österreichische. Aber das war(und ist) ja geographisch ohnehin ein Kladderadatsch. Wegen dieses Wörtchens kriege ich ich jetzt wahrscheinlich wieder Haue von einem mitlesenden Tiroler, egal welcher Nationalität.

g., Dienstag, 18. November 2008, 14:37
Lieber Herr Stubenzweig,
ich hoffe, meine Antwort ist mir nicht besserwisserisch geraten?
Immerhin habe ich ihnen - zum Ausgleich und Ansporn? - noch eine Vorlage zum fröhlichen Räsonieren über den Seckel (Seggel, Almachtsseggel, Sauseggel) und die Vorliebe der Schwaben für das Infragestellen der Mannes- und Zeugungskraft gegeben?