In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, also vor 70 Jahren, verhinderte der Vorsteher des Polizeirevieres 16 am Hackeschen Markt das Niederbrennen der Synagoge in der Oranienburger Straße.
Sein Name war Wilhelm Krützfeld. Heinz Knobloch schrieb einen lesenswerten kleinen Band über ihn:
Der beherzte Reviervorsteher
Wilhelm Krützfeld war kein politisch aktiver Mensch, er war nur ein Mensch, ein Polizist, der sich seine Würde durch Pogrome, durch Morde, nicht nehmen lassen wollte. Er stellte sich mit seinen Beamten vor die brennende Synagoge, rief die Feuerwehr, die den Brand löschte und hinderte die SA daran die Synagoge zu zerstören und auszuplündern.
Er war mit der Verfolgung seiner Nachbarn nicht einverstanden und warnte jüdische Bekannte und Freunde. Er duldete es nicht, dass in seinem Revier Gesetze verletzt werden.
Am Gebäude Oranienburger Straße 29 ist eine Gedenktafel für ihn angebracht:
Sein Sohn, Walter Krützfeld, berichtete:
"Als mein Vater im Laufe des Jahres 1942 in Andeutungen höherer Vorgesetzter etwas über die Beschlüsse der Wannsee-Konferenz erfuhr, reichte er sofort seine vorzeitige Pensionierung ein. Man gewährte sie ihm gern, weil man froh war, den alten Querkopf los zu sein."
Schade, dass keine Stiftung ihm zu Ehren gegründet wurde.
Der Historiker Christoph Spieker konnte in der Polizei mit etwa 2,8 Millionen Beschäftigten bisher lediglich 47 Männer identifizieren, die politisch oder rassisch Verfolgten geholfen haben. Dies ist eine beschämend geringe Zahl.
Sein Stellvertreter im Revier, Polizeimeister Willi Steuck, wurde zusammen mit einem weiteren Polizisten namens Trischak - sein Vornahme ist nicht bekannt - am 23. April 1945 von einem fliegenden Standgericht der SS in den Hackeschen Höfen erschossen.
Ach ja, am 9. November 1918 wurde in Berlin von Philip Scheidemann und Karl Liebknecht die Republik ausgerufen.
Die Republiken waren natürlich unterschiedlich.
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