Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Donnerstag, 21. Oktober 2010
Konditorn gehen in Saló
Saló am Westufer des Gardasees war von 1943 bis 1945 Sitz der Marionettenregierung Benito Mussolinis, heute hat Saló mehr Konditoreien als jede andere Stadt in Italien.


Die lokale Spezialität ist die Torta della rosa.
Man kann sich natürlich auch für andere Torten begeistern.





Selbstverständlich haben wir keine ganze Torta verdrückt – was denken Sie schon wieder – sondern nur eine Tortina.

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Dienstag, 19. Oktober 2010
Die Gardesana
zieht sich östlich und westlich des Sees entlang. Wer nicht gerade mit dem Schiff fährt muss sie benutzen und so ist die meistbefahrene Straße der Region, Pendler auf dem Weg von oder zur Arbeit, der Lieferverkehr, Touristenbusse und Einzelreisende, alles brettert am Seeufer entlang nach Norden oder Süden.
Hier konzentriert sich auch das touristische Grauen, wenige Schritte weg von der Hauptstraße und den bekannteren Orten, kann man sich sehr schön erholen.

Malcesine: Val di Sogno
(Malcesine: Val di Sogno)


(Wenn die Hauptverkehrsstraße direkt neben dem Pool vorbeiführt, nennt man das dann im Hotelprospekt ‚verkehrsgünstige Lage‘?)

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Donnerstag, 14. Oktober 2010
Stilkritik
Seit Jahren wollte ich schon einmal darauf hinweisen, dass die Bein- und Fußbekleidung der Touristen selbst bei wohlwollendster Beurteilung nicht akzeptabel ist.










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Dienstag, 12. Oktober 2010
Die Sonne geht auf
über dem See, eine Spottdrossel beschwert sich. Sie wird dies wohl die nächste Zeit jeden Morgen tun, schließlich muss sie jedermann signalisieren, dass das ihr Revier ist. Erst mal Kaffee kochen.



Der Gardasee zipfelt ja bekanntermaßen am südlichen Ende in die Poebene hinein, hier im Norden ist die Landschaft und die Kultur noch stark alpin geprägt, wenngleich beim Kochen schon Olivenöl vorherrscht, die Ravioli werden mit Forelle gefüllt und es wird Prosciutto ebenso sehr wie Speck gegessen.



Der Kaffee ist fertig, die Liebste steht auf. Wir schenken uns ein und gehen auf die Terrasse.



„Wie viel tausend Seiten hast du denn diesmal mitgenommen?“
„Ach, spotte nicht. Im Urlaub hat man doch viel Zeit.“
„Ist auch etwas für mich dabei?“
„Ich weiß nicht, Schnabels Felsenburg, zwei große Novellen von Ludwig Tieck und das Buch über Liberalismus. Der Tieck könnte dir gefallen?“
„Tieck?“
„Ludwig Tieck, 19. Jahrhundert, er wird meist unter die Romantiker gezählt.“
„Ist aber kein Romantiker?“
„Ja, nein, doch. Also, ich bin mir manchmal nicht so sicher, was so alles unter Romantik gefasst wird, ob das so viel Gemeinsames aufweist. Zudem kann ich die gängigen Vorstellungen von Romantik mit den Texten nur schwer zusammen bringen. Schelling und die Schlegels noch so einigermaßen, aber Tieck oder Hölderlin wie Rüdiger Safranski umstandslos schreibt? Zumindest gehören sie nicht zu den Romantikern, wenn man sie denn unbedingt unter dieser Überschrift zusammenfassen will, die dann später ins reaktionäre Lager abgedriftet sind.“


Wir trinken einen Schluck Kaffee.

„Was hast du denn zum Lesen mitgenommen?“
„Bernhard Schlink, Ian McEwan und Christa Wolfs Stadt der Engel.“
„Das ist das Buch über ihre Zusammenarbeit mit der Stasi?“
„Ja, aber es geht mehr um die Frage, warum sie ihre Zusammenarbeit aus den 50er Jahren vergessen hat – zumindest laut Klappentext.“
„Ich hab das gar nicht mehr richtig in Erinnerung. Ich weiß nur noch, dass ich die Debatte ekelhaft fand. Jeder Kleindepp meinte Christa Wolf etwas am Zeug flicken zu können, Fritz Jott ist mir da noch in Erinnerung. Dann habe ich mich ausgeklinkt. Es war einfach nicht mehr zu ertragen. “
„Ich lese es und dann kann ich dir mehr sagen.“
„Gib es mir, wenn du fertig bist.“

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