Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Fundstücke 33. – 36. KW
Hintergründe und Sichtweisen:
  • "arte" zeigt Film über den US-Dokumentarfilmer Julien Bryan, der 1937 in Deutschland drehen durfte
  • Prostitution im Fahrwasser der Auswanderung: Die Ausstellung "Der Gelbe Schein" im Centrum Judaicum in Berlin
  • Robert Misik: Hat ein entwickelter Finanzmarkt eine produktive Funktion für Wirtschaft und Gesellschaft?
  • Caroline Fetscher: Streit und Judith Butler (hübscher Einschub: „originellen theoretischen Schlüssen“ oder wie Biolek zu zusammengematschten Speisen mal sagt: „schmeckt interessant“)
  • Christian Köllerer über Life, death, and hope in a Mumbai undercity
  • Christian Hoppe, ein katholischer Theologe, über das Katholischsein (sehr verdienstvoll, dass das mal sachlich dargestellt wird)


  • kluges und interessantes:
  • Pussy Riot und die wohlfeile Empörung
  • Georg Seeßlen über Tarzan: "Greenpeace-Aktivist und Unterhosenmodell"
  • Wolfgang Michal: Wie aus Internet-Plattformen Verlage werden
  • „Die Dinge werden durch Apps handhabbar, ohne dass man sich körperlich auf sie einlassen muss.“


  • Zu Literatur und Sprache
  • Hans Ulrich Gumbrecht: die kulturelle Regel der alltäglichen Unsichtbarkeit und Unnennbarkeit von Penis und Vulva
  • Wolfram Schütte über Virginia Woolf: Augenblicke des Daseins. Autobiographische Skizzen
  • Interview mit Peter O. Chotjewitz : „Ehe ich schreibe wie die gehe ich lieber wieder als Maler und Anstreicher.“ (Man beachte die Formulierung)
  • Franz Dobler über Tommaso Di Ciaula und Peter O. Chotjewitz


  • Neue Wörter und Wendungen:
  • „Schrägbeäuger“
  • Der Innenfriedrich (Küppersbusch)
  • Kneipensitzerexistenz
  • Anweinen = jemanden um etwas bitten.
  • Wischofon
  • porn style
  • Altlabersammlung
  • Organspendenkrisengipfel
  • endbescheuert
  • gedanklichen Modernisierungsverlierer (Sarrazin, Höhler, Spitzer)
  • leckerisch = liederlich


  • amüsantes:
  • Schmähkritik: Roger Willemsen über Heidi Klum
  • „Möge Gott uns allen gnädig sein! Was soll aus dieser Welt werden, wenn Menschen jetzt schon einen Haushalt mit Kindern als “Familie” bezeichnen“
  • Joachim Lottmann vs. Wolfgang Koeppen
  • Ey .. du … Ich hab deine Mutter gefickt


  • so dies und das:
  • WOLFRAM SCHÜTTE über Elisabeth Tova Bailey: Das Geräusch einer Schnecke beim Essen
  • Beckenpinkler
  • Streetart
  • Interview mit Janko Lauenberger, Leadgitarrist von Sinti Swing
  • Zum Thema Onlinekommunikation bei Tageszeitungen: DER UNAUFHALTSAME ABSTIEG DER TAGESZEITUNG »DER STANDARD«
  • Ein blödes Buch über ein spannendes Thema: Geschichte der Peinlichkeit
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    damals, Montag, 10. September 2012, 14:33
    Danke für die neuen Fundstücke (die mir inzwischen andere Feuilletonlektüre überflüssig machen) und insbesondere den Hinweis auf Christian Hoppe über das Katholischsein: Ich habe mit Verwunderung festgestellt, dass ich im Grunde ein Katholik bin. Wo das wohl herkommt?

    g., Dienstag, 11. September 2012, 07:23
    Die mittelalterliche Ordo-Vorstellung (Ordo (lat.): "Ordnung, Hinordnung", Auffassung des christl.- mittelalterl. Denkens, daß alles weltliche Streben seine Bestimmung nur in Gott hat, er ist die "Erste Ursache", "Erster Beweger".) verbunden mit einem asozialen (im Sinne von nicht gesellschaftlich) Abstraktum ist meines Wissens nur eine Bestimmung, eine anscheinend eher konservative, dessen was Christ sein, Katholik sein nach Meinung von Theologen sein könnte. Als Nicht-Theologe und profaner Mensch (profan: sich außerhalb des heiligen Bezirks befinden) begebe ich mich da allerdings auf sehr dünnes Eis.
    Die Anklänge dieses Denkens an die Moderne, indem solche Vorstellungen mit allgemeingültigen (die ‚Allgemeingültigkeit‘, abgeleitet aus der Naturrechtsphilosophie, ist eine sehr moderne Vorstellung, die ihr Symbol in der Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen fand) ethischen Maßstäben verknüpft werden, wirkt für meinen Laienverstand etwas jesuitisch.