Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Dienstag, 4. September 2012
exzentrisches umkreiseln
Vor vier Jahren fing die Geschichte an und seitdem habe ich immer mal wieder versucht einigermaßen systematisch an einem Thema zu bleiben. Das ist nie gelungen. Entweder hatte ich dann keine Lust mehr oder ich musste wie ein Verrückter arbeiten und habe es einfach nicht geschafft oder meine Liebste musste wie eine Verrückte arbeiten und ich war damit beschäftigt ihr den Rücken frei zu halten oder aber mir waren die Zusammenhänge auch nicht so klar.

Was wollte ich (und eigentlich will es immer noch) nicht alles einigermaßen systematisch aufdröseln und darstellen:

  • Aufklärung (unter besonderer Berücksichtigung von Wieland und Diderot und Saul Ascher)
  • Das Fremde und das Eigene (wäre auch politisch richtig und wichtig. Nach einigermaßen umfassenden Wühlen in Texten und Aufsätzen dämmerte mir, dass man wohl sechs Monate in einer Bibliothek zubringen müsste, um wenigstens ungefähr Richtiges dazu zu sagen.)
  • Eine kleine Geschichte liberalen Denkens, insbesondere mit dem Nachweis, dass Leute wie Baum mit ihrem Verständnis von Liberalismus reichlich exotisch innerhalb dieser Denktradition sind.
  • Moralphilosophie
  • Da selbst rudimentäre Kenntnisse über Marx und Bourdieu heute eine Seltenheit sind, müsste man eigentlich mal so einige fundamentale Sächelchen dazu aufschreiben.
  • Ach ja und Gramsci (oder Simone de Beauvoir oder …), der hätte es auch verdient.
  • Und ach ja: einen Roman habe ich auch in der Mache.


  • Keine Ahnung, ob auch nur eines dieser Vorhaben je zu Ende geführt wird. Manchmal denke ich mir: wenn ich in vier Jahren mein Berufsleben beende, ja dann, dann wird alles anders.

    Manchmal denke ich mir, dass ich das vielleicht erst gar nicht versuchen sollte. So ein Internettagebuch oder wie man das heute nennt, ist schließlich kein Buch und kein Aufsatz. Man schreibt ja eigentlich nur hinein, was einem gerade so durch den Kopf geht. Man umkreiselt ein Thema und am nächsten Tag umschwirrt man das nächste und am übernächsten Tag erfreut man sich eines Ergusses von irgendjemand anders.

    Manchmal denke ich mir auch: es muss doch langweilig und ermüdend sein, immer beim Gleichen zu verweilen. Wie schön ist es doch sich von einem Gedankengang über das aktuell zu Verhandelnde hinaustreiben zu lassen in die unendlichen Weiten des Universums zu Welten, die noch nie ein Mensch gesehen hat. Man siedelt auf fremden Sternen, der Meeresboden ist als Wohnraumer schlossen usw. Folgen wir also usw. am Rande der Unendlichkeit. Statt Schloss umkreiseln Wandervögel schachmatt den Fichtenberg, lasst uns abgelegene Gegenden, in der die Walachen oder Römer wohnen, aufsuchen. (Es ist übrigens ein Irrtum, lieber Tschick, dass es die Pampa nicht gäbe.)

    Ach, na ja.

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