Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Ballade des jungen unbegabten Dichters,
der sich unsterblich verliebte und vor dem Haus der Angebeteten so lange ausharrte bis er schwer erkrankte, ohne dass das Objekt seiner Begierde jemals von seiner Existenz erfahren hatte und der sich kurz vor seinem Tode entschloss, die Welt mit nur einem Reim zu quälen.


Wochenlang die Zeit vertan.
Wochenlang.

Wochenlang mit Weib vertan.
Wochenlang.

Wochenlang im Regen – bang!
Wochenlang.

Wochenlang die Nase rann.
Wochenlang.

Irgendwann die Lieb‘ verrann.
Irgendwann.

Minutenlang ich dies Gedicht ersann.
Minutenlang.


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juf, Mittwoch, 19. November 2008, 18:34
Hm, sich einfach unter den Balkon zu stellen und warten bis a) das Verliebtsein vorbei ist oder b) die Angebete sagt "Dann komm halt rein", scheint mir ein hervorragendes Konzept zu sein

g., Freitag, 21. November 2008, 09:49
Vielleicht
ist er etwas füllig und hat eine lange, spitze Nase ?

jean stubenzweig, Donnerstag, 27. November 2008, 12:10
Gerade erst entdeckt ...
So ehrenvoll es ist, für die Charakterisierung des Gascogners hergenommen zu werden, aber er hätte dan doch eine andere Verbindung verdient gehabt, eine, aus der solche Verse hervorgehen, und nicht, mit Verlaub, solche lahmenden Püpslein wie das obige.

In Ermanglung edlern Wilds
wünsch ich, daß ein Stich dir klaffe
in der Leber oder Milz.
Schau, mein Arm, der kräftig straffe,
strebt nun, daß er dich raffe.
Daß keiner mehr begaffe.
Denn beim letzten Verse stech ich ...
Wirst du grünlich wie ein Pilz?
Gleich ‘ner zitternden Giraffe
Muster eines Jammerbilds!
Zeigst du, daß dein Mut in dir erschlaffe,
eh mein Pulver ich verpaffe?
Heut dein warmes Herzblut zech ich
aus kristallener Karaffe.
Denn beim letzten Verse stech ich.

g., Donnerstag, 27. November 2008, 12:30
Yep,
cyranistische Verse kann ich nicht schmieden. Bei mir reicht's immer nur für geschütteltes und geklapphorntes.
p.s.
Ich lese ihr Blog mit großem Vergnügen.