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Bernward Vesper: Die Reise I
g. | Dienstag, 6. Mai 2014, 07:43 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Bernward Vesper (* 1. August 1938 in Frankfurt (Oder); † 15. Mai 1971 in Hamburg), Sohn von Will Vesper, einem Schriftsteller, der Zeit seines Lebens dem Nationalsozialismus treu geblieben war, Verlobter von Gudrun Ensslin und Vater eines Sohnes mit ihr, schrieb bis kurz vor seinem Selbstmord 1971 an seinem Romanessay „Die Reise“.
Ich habe den Roman seit den 80ern in meinem Regal, habe auch gelegentlich angefangen darin zu lesen, aber die Lektüre immer wieder abgebrochen. Im letzten Urlaub auf Madeira nahm ich ihn mal wieder vor und fand ihn für das Verständnis der 68er interessanter als fast alle anderen Versuche das Lebensgefühl und den Wahrnehmungs- und Deutungshorizont der Mittelschichtskinder dieser Zeit zu beschreiben.
Andres Veiel hat einen Film über Ensslin/Vesper „Wer, wenn nicht wir?“ gedreht.
Trailer
Wem das zu viel sex&polit ist: darum geht es auch in „Die Reise“.
Interview mit Andreas Veiel
Besprechung der Lebenserinnerungen zweier Weggefährten von Bernward Vesper.
Einige Jahre vor dieser Zeit wollte er noch mit Gudrun Ensslin die Werke seines Vaters Will Vesper neu herausgeben.
Wer will kann sich einen Eindruck der Propagandatexte von Will Vesper verschaffen: hier.
Den Briefwechsel mit der Mutter seines Sohnes, Gudrun Ensslin (»Notstandsgesetze von Deiner Hand«: Briefe 1968/1969.), habe ich vor zwei Jahren gelesen. Aus der Erinnerung, meine Notizen dazu habe ich irgendwo vergraben: Es war kaum auszuhalten. Beziehungskrieg unter damals noch sehr konservativen Sorgerechtsbestimmungen. Der Anwalt, der den Konflikt begleitete, war Horst Mahler. Gudrun Ensslin im Knast wegen der Kaufhausbrandstiftung und in emotionaler Vorbereitung, dessen was die RAF ‚bewaffneten Kampf‘ nannte. Auch das persönliche Verhältnis Ensslin – Bader spielt im Briefwechsel eine – nach meiner Wahrnehmung – gruselige Rolle.
Vespers Verhältnis zu seinem Sohn Felix und zu Gudrun Ensslin wird auch im Roman „Die Reise“ häufiger thematisiert.
Die Briefe von Gudrun Ensslin an ihre Geschwister aus den frühen Gefängnisjahren: Gerd Koenen suggestiver Gospel
Zum Schluss dieser kleinen Einleitung ein Zitat aus einer Rede von Norbert Elias anlässlich der Entgegennahme des Theodor-W.-Adorno-Preises 1977:
Ich habe den Roman seit den 80ern in meinem Regal, habe auch gelegentlich angefangen darin zu lesen, aber die Lektüre immer wieder abgebrochen. Im letzten Urlaub auf Madeira nahm ich ihn mal wieder vor und fand ihn für das Verständnis der 68er interessanter als fast alle anderen Versuche das Lebensgefühl und den Wahrnehmungs- und Deutungshorizont der Mittelschichtskinder dieser Zeit zu beschreiben.
Andres Veiel hat einen Film über Ensslin/Vesper „Wer, wenn nicht wir?“ gedreht.
Trailer
Wem das zu viel sex&polit ist: darum geht es auch in „Die Reise“.
Interview mit Andreas Veiel
Besprechung der Lebenserinnerungen zweier Weggefährten von Bernward Vesper.
Einige Jahre vor dieser Zeit wollte er noch mit Gudrun Ensslin die Werke seines Vaters Will Vesper neu herausgeben.
Wer will kann sich einen Eindruck der Propagandatexte von Will Vesper verschaffen: hier.
Den Briefwechsel mit der Mutter seines Sohnes, Gudrun Ensslin (»Notstandsgesetze von Deiner Hand«: Briefe 1968/1969.), habe ich vor zwei Jahren gelesen. Aus der Erinnerung, meine Notizen dazu habe ich irgendwo vergraben: Es war kaum auszuhalten. Beziehungskrieg unter damals noch sehr konservativen Sorgerechtsbestimmungen. Der Anwalt, der den Konflikt begleitete, war Horst Mahler. Gudrun Ensslin im Knast wegen der Kaufhausbrandstiftung und in emotionaler Vorbereitung, dessen was die RAF ‚bewaffneten Kampf‘ nannte. Auch das persönliche Verhältnis Ensslin – Bader spielt im Briefwechsel eine – nach meiner Wahrnehmung – gruselige Rolle.
Vespers Verhältnis zu seinem Sohn Felix und zu Gudrun Ensslin wird auch im Roman „Die Reise“ häufiger thematisiert.
Die Briefe von Gudrun Ensslin an ihre Geschwister aus den frühen Gefängnisjahren: Gerd Koenen suggestiver Gospel
Zum Schluss dieser kleinen Einleitung ein Zitat aus einer Rede von Norbert Elias anlässlich der Entgegennahme des Theodor-W.-Adorno-Preises 1977:
"Für viele Menschen der jüngeren Generation bedeutete das Bekenntnis zum Marxismus und in extremen Fällen zum anarchischen Terrorismus im Grunde den Versuch, sich und Deutschland von dem Fluch des Nationalsozialismus zu reinigen. Es wäre nicht undenkbar, daß dieses Bemühen um Reinigung von dem Fluch, an dem viele junge Menschen nicht ganz zu Unrecht ihren Vätern, dem deutschen Bürgertum, Schuld geben, auch bei der gegenwärtigen Welle der Gewalt eine Rolle spielt."
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