Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Donnerstag, 30. Mai 2013
Schnipsel
Manchmal lese ich irgendwo etwas und was mir dazu einfällt, schreibe ich dann in der Hoffnung auf, es nicht mehr zu vergessen (und kommentieren will man ja auch nicht überall … eigentlich fast nirgendwo):

  1. „wie wäre es mit einer Zeitarbeitsfirma, die Galeerensklaven verleiht und Ruderwettbewerbe sponsert?“
  2. Nichts (1982)
    „ja, nun man die Sache rein materialistisch sieht, könnte man das fragen. Wenn man so idealistischen Kram wie “Freiheit”, “Gerechtigkeit”, “Sinn” in die Gleichung hereinnimmt, sieht es halt anders aus.“
    Wie schrieb Harry Heine doch so schön über den Jüngling, der

    „Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer
    steht ein Jüngling-Mann,
    die Brust voll Wehmut, das Haupt voll Zweifel,
    und mit düstern Lippen fragt er die Wogen:
    "O löst mir das Rätsel des Lebens,
    das qualvoll uralte Rätsel,
    worüber schon manche Häupter gegrübelt,
    Häupter in Hieroglyphenmützen,
    Häupter in Turban und schwarzem Barett,
    Perückenhäupter und tausend andre,
    arme, schwitzende Menschenhäupter.
    Sagt mir, was bedeutet der Mensch?
    Woher ist er kommen? Wo geht er hin?
    Wer wohnt dort oben auf den goldenen Sternen?"
    Es murmeln die Wogen ihr ew'ges Gemurmel,
    es wehet der Wind, es fliehen die Wolken,
    es blinken die Sterne gleichgültig und kalt.
    Und ein Narr wartet auf Antwort.“


    Oder auch:
    „Der Knecht singt gern ein Freiheitslied
    Des Abends in der Schenke:
    Das fördert die Verdauungskraft
    Und würzet die Getränke“

    Oder auch mit Musik
  3. „Aber dann kam Judith Butler. Am Anfang fand ich ihren Gedanken, dass nicht nur soziale Geschlechtsrollen konstruiert sind (was damals schon ein alter Hut war), sondern auch der biologische Körper, durchaus spannend.“ Und im übernächsten Satz:“ Allerdings fand ich es nicht wirklich alltagsrelevant. Zum Beispiel änderte diese theoretische Erkenntnis ja nichts an der Tatsache, dass ich schwanger werden konnte…“ Was ist denn eine theoretische Erkenntnis, die nicht „alltags“relevant ist und an einer Tatsache nichts ändert?
  4. „das eine ist, dass schlicht die Erfahrung mit Rassismus eben nur über Betroffene überhaupt verifizierbar ist. Diese ganzen Objektivisierungsversuche ohne das, was Betroffene empfinden, kann nur scheitern.” Was für ein Müllsatz. Erfahrung ist verarbeitetes Erleben, da kann man nichts ‚verifizieren‘, im günstigsten Fall kann man etwas lernen, z. B. etwas bisher Unbekanntes erfahren. Das Erlebte ist so oder anders gewesen und die Verarbeitung ist richtig oder falsch. Über Beides kann man sich dann unterhalten und gegebenenfalls streiten. Ich wird auf meine alten Tage jedenfalls nicht auch noch Gotteserfahrungen als real akzeptieren.
  5. Nach langer Zeit habe ich mal wieder in Gernhardts „Zwölf Lektionen in Catical Correctness“ reingelesen. Vielleicht sollte man das den Veganern und ihrem Speziezismusgewese ans Herz legen. (zugleich ein Kommentar zu Political Correctness auch wenn das Gernhardt nur beiläufig aufs Korn nimmt indem er die durchgeknallte Identifikation mit dem Anderen, auch Pseudoempathie genannt, hier einer Tierart, karikiert.)
  6. Gen Eger floh Wallenstein mit seiner Familie.
  7. le casus knacktus von die Poststrukturalsti: „gesellschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit“ nö, der gesellschaftlichen Konstruktion der Anschauung von Wirklichkeit, und statt Konstruktion sollte man besser von Entstehung o. ä. reden. (an dem Aufsatz ließe sich wahrscheinlich das ganze Elend des Poststrukturalismus zeigen) [bliebe dann noch die Frage übrig, warum die Geistesgeschichte in neuem Gewand so an Boden gewinnt?]
  8. „Als Junge in der Krippe oder im Kindergarten einen männlichen Erzieher zu erwischen, der nicht vor allem Wert auf gemeinsames Singen und Erzählen im Stuhlkreis oder eine penibel angefertigte Bastelarbeit legt, sondern auch Fußballspielen, Holzhobeln und Schlammschlachten im Beschäftigungsangebot hat, grenzt fast an einen Lottogewinn. Einen Erzieher, der also „jungenhaft“-robuste Verhaltensweisen samt Raufen nicht reglementiert, sondern fördert.“ Ist das tatsächlich so oder ist das nur das übliche, dumme Rumgerotze der Maskulinisten? Kennt sich da jemand aus?
  9. „jeder (Halb-)Bildungsbürger hat schon von Adorno/Horkheimer und ihrem epochalen Werk Bashing der Aufklärung gehört.“
  10. „Wer sich im Netz für Gleichberechtigung, gegen sexistische Gewalt, für die Quote oder andere feministische Gerechtigkeitsthemen einsetzt, wird beschimpft, beleidigt, gebasht, gemobbt und nicht selten in seiner sexuellen Integrität in Frage gestellt.“
    Dass Beleidigungen (bis hin zu Drohungen) bei solchen Themen an der Tagesordnung sind, kann jede und jeder nachlesen. Was aber ist das Infragestellen der sexuellen Integrität?
  11. „für mich sind Sie die Jutta Ditfurth unter den Kolumnistinnen, die Alice Schwarzer unter den engagierten Frauen und die Elke Heidenreich unter den Literatinnen. Nur jünger und meistens auch mutiger.” Und ich sitze jetzt da und überlege, ob das eine geschckte Art von Polemik ist und ob Jutta Ditfurth, Alice Schwarzer und Elke Heidenreich in die gleiche Reihe gehören? Hm? Vielleicht noch Claudia Roth dazu? (Und wie müsste die männliche Reihe lauten?)
  12. Ich kann zwar kein Holländisch, aber den Satz auf einem Rotterdamer Bus habe ich dann doch übersetzen können: „Meer dann en Bus!“ So irgendwie jedenfalls, oder so.
  13. Zwei Sportarten finde ich ja besonders albern: Bei der Einen klemmen sich Leute die Nase zu, tauchen unter und wackeln krampfhaft mit den Zehen über der Wasserlinie. Auch die Andere gehört in den Bereich des Wassersports: Alle springen ins Becken, wippen wie die Verrückten mit dem Hinterteil und hauen unentwegt aufs Wasser.
  14. Und wieder ein Satz fürs Leben: „Es hat sich viel bewegt, aber kaum etwas verändert.“
  15. Und noch einer: „Wer etwas nicht versteht, hat Pech gehabt, aber die Welt ist ja voll von dergleichen und ich selber begreife schließlich auch nicht ein Hundertstel dessen, was ich gern begreifen würde. Friede den Unkundigen.“ (Dietmar Dath)
  16. Knapp und klar: "Die FDP ist und bleibt ein herzloser Arschgeigen-Verein." (Gernot Hassknecht)
  17. „Normen, Normierungen, Normiertheiten an jeder Ecke. Zum Beispiel Gartenblumen. Man kann fast nur die Blumen anpflanzen, die es im Baumarkt zu kaufen gibt, alle anderen scheinen nicht zu existieren oder werden jedenfalls ent-nannt. Alle außer ihnen selbst wissen nicht, dass es sie gibt. Oder sie werden hässlich gefunden und schädlich.“ Man könnte natürlich auch in eine Gärtnerei oder in den Wald oder auf eine Wiese gehen oder die Nachbarin fragen.
  18. „Wir begrüßen den in Hennigsdorf zugestiegenen Fahrgast im Regionalexpress nach Wittenberge. Unser Zug hat momentan siebzehn Minuten Verspätung.“ Hätte so irgendwo geschrieben stehen können, fast. Oder sollen?
  19. „Ich sehe Fehler. Ich sehe ständig Fehler. Überall. Baumängel, wie Menschen miteinander umgehen, Denkfehler, wie Menschen arbeiten. Kein Fehler entgeht mir. Ausnahme: Fehler bei mir selbst und Rechtschreibfehler.“ Nicht ich, könnte aber sein.
  20. "Ich für meinen Teil würde ja lieber ein Pornoheft zur Debattiergruppe eines feministischen Lesecafes mitbringen, mitten in Riad aus einer Bibel vorlesen oder in Usbekistan vor dem Präsidentenpalast öffentlich zum Sturz des Autokraten aufrufen. Das klingt ungefährlicher als in Prenzlauer Berg Kinderwagen zu untersagen."

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