Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Donnerstag, 6. September 2012
Schnipsel
Manchmal lese, sehe oder höre ich irgendwo etwas und es fällt mir dazu etwas mehr oder weniger Komisches oder Kluges ein, das schreibe ich dann in der Hoffnung es damit nicht mehr zu vergessen auf:

  1. "Könnten es nicht eine Schule ohne Schüler und Unterricht geben? Ich stelle mir das sehr schön vor." Kann man verstehen, als Lehrer oder als Schüler.
  2. Was man nicht verstehen will, ist zumindest unverständlich. Kann man das umgekehrt auch sagen? Was unverständlich ist muss man auch nicht verstehen?
  3. Seit ich im letzten Spiegel den Artikel über schlechtes Benehmen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gelesen habe und dabei auf den Satz einer (Mittelschichts-)Mutter zu ihrem unzureichend fußballspielenden Sohn: „Spiel endlich richtig, du Kackarschmongole!“ hingewiesen wurde, denke ich darüber nach, inwiefern denn die Bezeichnung „Kackarschmongole“ beleidigend ist (und auch darüber, wie neue Beleidigungen entstehen). Das fängt bei dem Kackarsch an (Ärsche zum Sitzen, Ärsche zum kacken, kacken irgendwie nicht gut) und geht dann weiter zum Mongolen. Bei Mongolen denke ich an Dschingis Khan und wenn mich die Assoziationen ganz schlimm heimsuchen an dieses Lied damals, für den Grand Prix d’Eurovision. Was ist an den Mongolen so besonders schlimm? Mongolen so irgendwie aus Asien und so irgendwie rückständig?
  4. Küppersbusch bringt die Beschneidungsdebatte auf den Punkt: „Wir akzeptieren hier Unrecht aus religiöser Toleranz und Respekt gerade vor dem Judentum. Dafür übernehmen wir die Verantwortung.“
  5. Derailing bedeutet eigentlich nur entgleist. Wenn jemand derailing vorgeworfen wird geht es um den Vorwurf des Trollverhaltens. Der Betreffende wolle die Diskussion entgleisen lassen und sei an einer Auseinandersetzung gar nicht interessiert. Die Bedeutung wurde wohl ausgeweitet auf a) nicht Akzeptieren der formulierten Position weil der Widerspruch von Ignoranz/ Uneingestandenem/ Unbewusstem geleitet war und b) zur Abwehr anderslautender Positionen.
  6. Ob es eine Zweitreligion gibt oder geben kann ist natürlich so eine Frage, hübsch wäre es aber schon und praktisch zudem. Die Sikhs zum Beispiel sollen ja eigentlich den ganzen Tag mit einem Dolch herumlaufen, da das beim Security-Check am Flughafen aber schrecklich anstrengend wird, lassen sie es einfach. Mit einer Zweitreligion für Flughäfen hätte man kein Problem.
  7. Heißt das jetzt eigentlich unerträglich maniriert oder unerträglich mariniert? Wenn ein unerträglich arroganter Autor am Schreibtisch herumsitzt und an seinen Sätzen schnitzt.
  8. Mich überkommt die Lust, Robert Menasses Don Juan de la Mancha und den Don Juan (was nehmen wir denn da? Mozart, E.T.A. Hoffmann oder Peter Altenberg?) und den Don Quichotte parallel zu lesen. Den Stapel ungelesener Bücher immer weiter zu erhöhen ergibt aber auch nicht viel Sinn. Mal sehen.
  9. Ob Uschi Obermaier wichtiger für die Emanzipation war als tja wer? Simone de Beauvoir sicher nicht, aber vielleicht mehr als der Aktionsrat zur Befreiung der Frauen? Ich muss das mal alles zusammenschreiben.
  10. Sätze fürs Leben: „Es muss schön gewesen sein, als man Menschen einfach kennenlernen konnte, in dem man mit ihnen sprach.“
  11. Eine „Diskursathletin aus der Oberliga der Poststrukturalisten“ soll Judith Butler sein.
  12. Thilo „stubenreines Deutschland“ Sarrazin. Nicht schlecht, Wolfgang Michal.

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