Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Freitag, 27. April 2012
Schnipsel
Manchmal lese, sehe oder höre ich irgendwo etwas und es fällt mir dazu etwas mehr oder weniger Komisches oder Kluges ein, das schreibe ich dann auf:
  1. „Männer hatten schon immer Spass am töten. Damit demonstriert man wohl so eine Art Dominanz/Macht?“
    Whow! Solche Sätze möchte ich mal hinschreiben können, ohne mir wie ein Schwachkopf vorzukommen. Und gleich hinterher:
    „Im übrigen leben wir immer noch in einer Männerdominierten Gesellschaft! Für mich als Ostfrau ein totaler Rückschritt. Ich bin um Jahrzehnte zurück geworfen worden.“ Und noch einen:
    „Schon alleine das Christentum, welches nur eine partiarchalische Gesellschaft zulässt, ließ gar keine Gleichberechtigung aufkommen.“
    Tja, am besten ist, man nimmt weder die Frauen und noch die Ossis noch die Atheisten in Haftung für solche Sätze. Das war jetzt nicht provozierend gemeint.
  2. „Ick jehe heute mang die Touristen.“ Vorsicht! Die mit Rucksack hauen einem die Brille von der Nase.
  3. Die in der DDR, die hatten ja nix, noch nicht mal das große I.
  4. Empörung verträgt sich nicht mit kühler und feuchter Witterung (Occupy, Studies, …), wobei Marshall McLuhan ja mal meinte, dass es dort kühl sei, wo das Leben heiß hergeht. Aber es wird ja nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird bzw. wenn es eben nicht kocht oder noch nicht mal köchelt wird’s auch nicht so heiß, das Leben. Das war jetzt defätistisch und eigentlich meine ich das auch gar nicht so.
  5. Ein Hosenknopf ist auch Technologie und war seinerzeit eine Revolution. Wir sind Hosenknopfnatives und leben immer noch im Zeitalter des Hosenknopfes. Z.b.V.
  6. Es gibt noch andere Realitäten neben der Realität, behaupten zumindest einige Vertreter der theoretischen Physik. An dieses Postulat musste ich letztens denken als ich am Zeitschriftenständer in unserer Kantine auf eine Kollegin wartete. Irgendwo in dieser oder außerhalb dieser Welt muss es Menschen geben, die sich eine Zeitschrift namens „Nudel-Hits“ kaufen.
  7. „Frau im Trend“ wird auch gekauft.
  8. „Der Mensch vor meinem Auge hat Schuppen“ war ich gestern gezwungen festzustellen als ich, in der überfüllten S-Bahn eingekeilt, zur Arbeit fuhr.
  9. Die Honigmuschelforschung kommt auch nicht voran, obwohl ich eine 4-Jährige beauftragt habe, ihre Mutter in ein einschlägiges Fachgeschäft zu zerren.
  10. "Ultra korrekt nach Aufstehn. Ischschwör: Herz is krass gechillt, weil nich mehr so scheiß'n'dreck kalt da draußen. Guckstu!" soll die Übersetzung von "Eine wunderbare Heiterkeit hat meine ganze Seele eingenommen, gleich den süßen Frühlingsmorgen, die ich mit ganzem Herzen genieße." sein.
  11. Die Spam-Partei
  12. Transparenz statt Durchblick.
  13. Identitätskrisen allenthalben: Man mag weder einem bestimmten Geschlecht, einer Nation, einer Klasse, einer politischen Grundüberzeugung, einer Altersgruppe oder sonstewas angehören. Sich nach Gelegenheit irgendetwas aus den Angeboten auszusuchen geht aber nicht. Man ändert sich ständig, Herr Keuner, und man bleibt doch der Gleiche. Eigentlich gibt’s da nichts oder nur ein bischen zum abfinden. Und so schlecht ist das meistens auch nicht.
  14. Alfred Lorenzer hat vor einigen Jahren mal festgestellt, dass – ich glaube es ging um Vietnam, in den 70ern – einige Gesellschaften keine identitären psychischen Erkrankungen kennen. Darüber denke ich immer noch nach.
  15. Letzten Samstag waren wir im BE und haben den Arturo Ui in der Inszenierung von Heiner Müller gesehen. Beindruckende Ideen in der Umsetzung und doch blieb bei mir ein Unbehagen. Es wirkte sehr individualistisch. So als hätte Müller die Parabel von Brecht gegen die Intention des Autors auf die Bühne gebracht. Jetzt muss ich den Ui doch mal lesen. Mal sehen, ob mein Eindruck stimmt. Die Druckschrift Nr. 16 des BE, die ein Interview mit Heiner Müller über die NS-Zeit enthält, deutet in diese Richtung.
  16. Beim morgendlichen Schreiben, Lesen und Kommentieren macht blogger.de irgendwann den Laden zu und ich komme nicht mehr an die Blogs dran, die ich eigentlich regelmäßig lese. Ein seltsames Zufallsmuster ergibt sich. Wenn ich dann am Wochenende etwas mehr Zeit habe, sind die Züge schon längst weiter gefahren. Na ja, schlimm ist das auch nicht?
  17. Mein Straßenfegermann wirkte gestern unkonzentriert.
  18. Anlässlich des Aufsatzes „Bruder Hitler“ von Thomas Mann meint Christa Wolf Hitler sei „des Teufels“. Verweist diese Charakterisierung auf einen religiösen Wahrnehmungshorizont oder dient sie lediglich dazu ganz allgemein Abscheu auszudrücken? Zeigt sich in solchen Stellen ein gemeinsames Wahrnehmungsmuster dieser Generation? Im o.g. Interview mit Heiner Müller klingt ganz ähnliches an. Gibt es Unterschiede (sprachlich natürlich) zum vulgärmarxistischen Deutungshorizont? Harald Welzer stellt einen völlig anderen Deutungsrahmen bereit.

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