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1918/2
g. | Montag, 24. November 2008, 09:56
Leipzig 24.11.1918
Noch ganz der Bildungsbürger, erschreckt und in seinen nationalistischen, konservativen Vorstellungen befangen. Träume von Herstellung der ‚Ordnung’ durch das Militär. Im Laufe der Jahre, insbesondere durch das Anwachsen oder das für ihn deutlicher Sichtbarwerden des Antisemitismus, durch die Ausgrenzung, ändert sich seine Haltung und seine Wahrnehmung.
„Mittags an unserem Tisch biedere Handwerksmeister u. ein Eisenbahnbeamter. Sie schimpften unterdrückt aber sehr energisch auf das unmögliche chaotische Treiben der Soldatenräte. Ich habe nach allem was ich sehe u. höre die Meinung, daß ganz Deutschland zum Teufel geht, wenn dieser Soldaten- und Arbeiter-Unrat, diese Dictatur der Sinnlosigkeit u. Ignoranz, nicht bald herausgefegt wird. Ich hoffe auf irgend einen General des rückkehrenden Feldheeres. In der Aufforderung, es würdig zu empfangen, steckt übrigens offenbar viel Angst. Ob diese Truppen sich Entwaffnung u. Ablegung der Abzeichen alle werden bieten lassen?“
(Victor Klemperer Tagebücher)
Noch ganz der Bildungsbürger, erschreckt und in seinen nationalistischen, konservativen Vorstellungen befangen. Träume von Herstellung der ‚Ordnung’ durch das Militär. Im Laufe der Jahre, insbesondere durch das Anwachsen oder das für ihn deutlicher Sichtbarwerden des Antisemitismus, durch die Ausgrenzung, ändert sich seine Haltung und seine Wahrnehmung.
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