Zur Pataphysik des Geschlechtlichen I
g. | Donnerstag, 25. April 2013, 06:08 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Als die Erinnerung an die Wiedervereinigung noch frisch war, gab es im Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg, den es inzwischen auch nicht mehr gibt, ein Radiomagazin am Morgen mit einem blinden Moderator. Der Name fällt mir gerade nicht mehr ein. Er wurde dann einige Jahre später wg. Stasi geschasst. (Ein interessanter Fall übrigens, der eine mildere Beurteilung verdient hätte.) Die Sendung fand ich zum Wachwerden so angenehm wie die Stimme des Moderators. Es war noch eine Zeit als Wortbeiträge länger als 1:30 sein durften, na egal. Neben Musik und kleinen Features wurde jeden Morgen auch ein zehnminütiges Interview geführt.
Eines Morgens nun saß ich in meinem Sessel, trank Kaffee und sinnierte so vor mich hin. Der Moderator stellte seinen Gesprächspartner vor: Ein Herr Sowieso, Professor für Habichvergessen an der TU (?) Irgendwo.
„Guten Morgen, Herr Sowieso.“
„Guten Morgen, Herr Name fällt mir nicht mehr ein.“
„Sie haben ein DFG-gefördertes Forschungsprojekt mit dem Titel ??? abgeschlossen. Worum geht es dabei?“
Und dann fing der Herr Professor an zu erzählen: Sie hätten so und so viele Frauen und Männer an den Ohren untersucht, repräsentativ selbstverständlich. Was den das Ergebnis der Forschung gewesen wäre, wollte der Moderator wissen. Oh, das wäre hochinteressant. Der Winkel des Gehörganges sei bei Männern und Frauen um ? Grad unterschiedlich. Dies wäre bei allen, ungeachtet der Herkunft, sie hätten Teilnehmer aus allen Erdteilen berücksichtigt, repräsentativ selbstverständlich, so. Auch schon bei den Säuglingen könne man den unterschiedlichen Winkel nachweisen.
Ich trank einen Schluck Kaffee. Unterschiedliche Winkel bei den Gehörgängen, okay.
Ob denn dann Frauen oder Männer schlechter hören könnten, wollte der Moderator wissen.
Keineswegs, keineswegs, beteuerte der Wissenschaftler, das Hörvermögen sei völlig unabhängig vom Winkel des Gehörgangs.
Ob denn dann Frauen oder Männer bei tiefen oder hohen Tönen im Vorteil wären?
Keineswegs, keineswegs, versicherte der Wissenschaftler, ein Unterschied im Hörvermögen bestehe in keinem Frequenzgang.
Interessant, meinte der Moderator, ob denn dann auf irgendeinem anderen Gebiet der Unterschied bei den Winkeln eine Rolle spielen würde?
Zunächst Schweigen, dann fing der Wissenschaftler an vor sich hin zu räsonnieren: Es könnte natürlich sein, dass Männer und Frauen, wenn sie den optimalen Stereoeffekt genießen wollten, die Boxen der Anlage etwas anders stellen sollten. Oder einen anderen Abstand zu den Boxen? Das wäre auch denkbar. Es hinge natürlich sehr viel stärker von Konfiguration und Qualität der Boxen ab, der Gehörgangswinkel spiele dabei nur eine untergeordnete Rolle. Sehr schwierig zu messen, solche Effekte, viele Parameter und große individuelle Unterschiede.
Dann dankte der Moderator für das Gespräch und Musik wurde eingespielt.
Seit dieser Zeit weiß ich, dass Männer und Frauen mit unterschiedlichen Gehörgangswinkeln gesegnet sind. Ob sich die Evolution dabei etwas gedacht hat? Vielleicht macht die Evolution aber auch öfter mal etwas unpraktisches, einfach mal so, ohne irgendwelchen Zweck.
Eines Morgens nun saß ich in meinem Sessel, trank Kaffee und sinnierte so vor mich hin. Der Moderator stellte seinen Gesprächspartner vor: Ein Herr Sowieso, Professor für Habichvergessen an der TU (?) Irgendwo.
„Guten Morgen, Herr Sowieso.“
„Guten Morgen, Herr Name fällt mir nicht mehr ein.“
„Sie haben ein DFG-gefördertes Forschungsprojekt mit dem Titel ??? abgeschlossen. Worum geht es dabei?“
Und dann fing der Herr Professor an zu erzählen: Sie hätten so und so viele Frauen und Männer an den Ohren untersucht, repräsentativ selbstverständlich. Was den das Ergebnis der Forschung gewesen wäre, wollte der Moderator wissen. Oh, das wäre hochinteressant. Der Winkel des Gehörganges sei bei Männern und Frauen um ? Grad unterschiedlich. Dies wäre bei allen, ungeachtet der Herkunft, sie hätten Teilnehmer aus allen Erdteilen berücksichtigt, repräsentativ selbstverständlich, so. Auch schon bei den Säuglingen könne man den unterschiedlichen Winkel nachweisen.
Ich trank einen Schluck Kaffee. Unterschiedliche Winkel bei den Gehörgängen, okay.
Ob denn dann Frauen oder Männer schlechter hören könnten, wollte der Moderator wissen.
Keineswegs, keineswegs, beteuerte der Wissenschaftler, das Hörvermögen sei völlig unabhängig vom Winkel des Gehörgangs.
Ob denn dann Frauen oder Männer bei tiefen oder hohen Tönen im Vorteil wären?
Keineswegs, keineswegs, versicherte der Wissenschaftler, ein Unterschied im Hörvermögen bestehe in keinem Frequenzgang.
Interessant, meinte der Moderator, ob denn dann auf irgendeinem anderen Gebiet der Unterschied bei den Winkeln eine Rolle spielen würde?
Zunächst Schweigen, dann fing der Wissenschaftler an vor sich hin zu räsonnieren: Es könnte natürlich sein, dass Männer und Frauen, wenn sie den optimalen Stereoeffekt genießen wollten, die Boxen der Anlage etwas anders stellen sollten. Oder einen anderen Abstand zu den Boxen? Das wäre auch denkbar. Es hinge natürlich sehr viel stärker von Konfiguration und Qualität der Boxen ab, der Gehörgangswinkel spiele dabei nur eine untergeordnete Rolle. Sehr schwierig zu messen, solche Effekte, viele Parameter und große individuelle Unterschiede.
Dann dankte der Moderator für das Gespräch und Musik wurde eingespielt.
Seit dieser Zeit weiß ich, dass Männer und Frauen mit unterschiedlichen Gehörgangswinkeln gesegnet sind. Ob sich die Evolution dabei etwas gedacht hat? Vielleicht macht die Evolution aber auch öfter mal etwas unpraktisches, einfach mal so, ohne irgendwelchen Zweck.