Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

"Vive Reiser!"
Jean-Marc Reiser habe ich, wenn ich mich recht erinnere, Anfang der 80er über einige Zeichnungen in der Titanic kennen gelernt. Darunter war auch die berühmte Zeichnung des Ebers, der sich den Jäger gerade vornimmt, während seine Bache im Hintergrund alle viere von sich streckt: "Du hast meine Frau getötet, Du wirst sie ersetzen!"
Ein Mitarbeiter des Jugendamtes Kassel sah in Reisers Bildern 1988 "Machwerke härtesten Kalibers". Er stellte einen Indizierungsantrag bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften. Darin monierte er unter anderem: "Seite 13 GV mit Wildschwein". Nun ja, es ist eben kein Geschlechtsverkehr mit einem Wildschwein dargestellt, sondern ein Wildschwein, dass Geschlechtsverkehr mit einem Jäger hat.
Einen Eindruck über sein Werk kann man über die Bildergalerie der Caricatura gewinnen.
Leider fixieren sich die deutschsprachigen Porträts sehr auf die obszönen Aspekte.

Ob es Zufall ist, dass der Hessische Rundfunk bei der Vorstellung eines französischen Karrikaturisten, Alice Schwarzer so viel Raum gibt? Oder fürchtet das deutsche Fernsehen die Reaktionen und will sich vorab absichern?



bei Arte, das sich an ein deutsch-französisches Publikum wendet, ist die Exkulpierung etwas gemildert:




Im französischen Fernsehen hingegen spielt seine Obszönität kaum eine Rolle, dafür die Kirche ua.. Reiser bei Charlie Hebdo:


Seine Bücher gibt es bei Kein&Aber .

Zur Entspannung dann noch den Lieblingswitz von Hellmuth Karasek:
Als endlich das Begrüßungsgeld ausgezahlt ist, wollen viele Ostdeutsche die neue Freiheit im Rotlichtmilieu von St. Pauli kennenlernen. Da geht ein Ossi zu einer Nutte und fragt: »Was bekomme ich denn für fünf Mark?« Sie guckt ihn an und antwortet: »Für fünf Mark kannst du dir maximal einen runterholen.« Der Mann geht weg und kommt zehn Minuten später wieder. Da fragt ihn die Prostituierte: »Was willst denn du schon wieder?«, und der Ossi antwortet: »Bezahlen.«
Schlimm nicht? So darf man über die 17 Millionen Wirtschaftsflüchtlinge, die unseren Türken die Arbeitsplätze wegnehmen, natürlich nicht reden, furchtbar.

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