Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Reisejournal Sizilien Frühjahr 2012 (1)
Sonntag, 3. Juni 1. Teil

Es ist etwas wolkig und kühl, der Taxifahrer, der uns am Morgen des 3. Juni 2012 abholt, stammt aus ich weiß nicht woher. Glücklicherweise ist er maulfaul, so vor 6 Uhr, sein Radio leider nicht. In Friedrichhain kann man an den Haltestellen der Busse und Straßenbahnen die Alkoholleichen vor sich hindümpeln sehen.
Eigentlich sollten wir schon von dem neuen Flughafen in Schönefeld fliegen, aus den in allen Garetten ausgewalzten Gründen war es dann doch nicht der Fall.

In München dann eine knappe Stunde Aufenthalt und erneut der Eindruck, dass der Flugbetrieb nur eingerichtet wurde, damit genug Kunden für die Shoppingmeile verfügbar sind. Lokale Boulevardblätter werden kostenlos angeboten und wie schon in den vergangenen Jahren nehmen wir keines der Angebote wahr. Die Transportbänder katapultieren einen 50 Meter durch die Halle, zum Ausgleich laufen die Rolltreppen ins untere Stockwerk arschlangsam. Beim Vorbeirasen an den Plakaten gucken einen die Damen und Herren, die Parfüm verkaufen wollen etwas verrucht an, die Versicherungsvertreter unüberraschend seriös und die Zigarettendamen schmollen auf einen herab.
Auf dem Vorfeld eine Maschine von Augsburg Airways: was es alles gibt.
Dolomiti Airways, im Auftrag von ... Mehr als einen trockenen Keks hätten sie schon spendieren können.

Während wir in Palermo noch zum Flughafengebäude rollen, ruft eine Frau, Deutsche, Mitte dreißig, eine Bekannte/Freundin an, um sich mit ihr vage auf ein Glas Wein nach ihrem Urlaub zu verabreden, irgendwo, in einer noch auszumachenden Kneipe in München. Näheres wolle man dann in zwei Wochen bereden. Die unendliche Vermehrung der Kommunikation, das vermehrte Bedürfnis nach Kommunikation, die Unmöglichkeit nicht sofort und überall zu kommunizieren.
Heiß ist es in Palermo.
Der Bus zur Stazione Palermo Centrale fährt durch eine schrecklich zersiedelte Landschaft, teilweise ist die Autobahn nur vier oder fünf Meter von den Häusern entfernt. Langsam verdichtet sich die Bebauung und wird zur Stadt.



Hässliche Wohnblocks werden zunehmend von schönen, wenn auch teilweise verfallenen Häusern ersetzt, kleine Parks lockern auf und je weiter man ins Zentrum kommt, um so häufiger fahren wir durch baumgesäumte Straßen.



Alles etwas unübersichtlich, am Ende klappt alles und wir sitzen im Zug nach Messina.



Ein mitreisendes Ehepaar ist aufs Lautstärkste entzückt von Bergen und Meer.

Wir kommen pünktlich zur verabredeten Zeit an und werden prompt deswegen als Deutsche verdächtigt. Ich versuche das mit Verweise auf den Fahrplan der Trenitalia zu relativieren. Ob Italiener nie auf die Ankunftszeit in den Fahrplänen sehen, wenn sie einen Termin für die Schlüsselübergabe vereinbaren? Ein freundlicher Hausverwalter weist uns, nachdem wir geringfügig in die Irre gegangen sind, in Wohnung und Ortschaft ein. Wir wissen nun, wo der nächste Supermarkt, der Duomo und ein nettes Restaurant ist. Er erzählt uns zudem, dass er leider kein Feuerzeug für den Gasherd habe, da die Signora, der die Wohnung gehört, Raucherin sei und ihn bei jedem Treffen um sein Feuerzeug erleichtere. Irgendwann müsse er mal einen großen Gasanzünder für die Wohnung kaufen.

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