Huldvoll und weniger huldvoll
g. | Freitag, 10. Februar 2012, 05:26 | Themenbereich: 'so dies und das'
In einem dieser, wie jedes Jahr, etwas seltsam anmutenden Jahresrückblicke sah ich Queen Elizabeth in einer offenen Kalesche lächelnd ihrem Volk huldvoll zuwinken. Die Hand in feinste Seide gehüllt, die Innenfläche der Hand gesetzt zu ihrem rechten Auge bewegend.
Dabei fiel mir ein, dass der Oberbürgermeister der schwäbischen Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin, jeden Tag vor dem Mittagessen mit seinem Dienstmercedes durch das Städtchen fuhr und jedem, den er kannte, mit der gleichen Geste zuwinkte. Es wirkte allerdings nicht huldvoll. Am Alter kann es nicht liegen. Er war damals schon ein gesetzter Herr. Lag es daran, dass sein Mercedes geschlossen und nicht offen war wie die Kutsche der Queen oder an den fehlenden Seidenhandschuhen?
Dabei fiel mir ein, dass der Oberbürgermeister der schwäbischen Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin, jeden Tag vor dem Mittagessen mit seinem Dienstmercedes durch das Städtchen fuhr und jedem, den er kannte, mit der gleichen Geste zuwinkte. Es wirkte allerdings nicht huldvoll. Am Alter kann es nicht liegen. Er war damals schon ein gesetzter Herr. Lag es daran, dass sein Mercedes geschlossen und nicht offen war wie die Kutsche der Queen oder an den fehlenden Seidenhandschuhen?
damals,
Samstag, 11. Februar 2012, 15:58
In meiner Studienzeit in Bremen sah ich manchmal den Oberbürgermeister Scherf sein Fahrrad durch die Wallanlagen schieben und die Leute begrüßen - also, das war äußerst huldvoll.
g.,
Sonntag, 12. Februar 2012, 06:08
Henning Scherf habe ich auch mal kennen- und schätzen gelernt. Ich überlege gerade, ob ich sein Auftreten huldvoll nennen würde? Vielleicht ja. Wenn ich an den Empfang im Bremer Rathaus zurückdenke: Wir Gäste mit Schnittchen in der Hand, die Tür öffnet sich und der Riese Scherf betritt den Raum, ganz Landesvater, alle Anwesenden mit Handschlag begrüßend (Haben Sie ihm mal die Hand gegeben? Ich sah meine, na mittelgroße, Hand in seiner Pranke verschwinden und wartete auf den Schmerz. Glücklicherweise war ihm seine Kraft wohl bewusst und ich konnte das Händeschütteln unverletzt überstehen. Bei einem anderen Riesen einige Jahre zuvor hatte ich nicht so viel Glück.). Ein Sozialdemokrat alter Schule: sympathisch, aufrichtig und berechnend zugleich. Sehr schwer sich der Vereinnahmung zu entziehen.
damals,
Donnerstag, 16. Februar 2012, 23:13
.. genau so gings mir auch, sowohl beim Händeschütteln (ja - er hat wohl fast jedem Bremer mal die Hand geschüttelt) als auch in meiner Unsicherheit in der Einschätzung, ob seinem enormen Charme trauen kann.