Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Sommerpause bis 10. Oktober
Bis dahin hoffe ich eine ordentliche Paella zu essen und vielleicht schaffe ich es sogar die letzten Geheimnisse dieses Gerichtes zu entschlüsseln.

Mitnehmen will ich auf jeden Fall Eugen Ruges Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“. Ich verspreche mir davon ein etwas genaueres und richtigeres Bild der Politik der DDR. Ob es ein ebenso großer Reinfall wird wie Joel Agee damals?

Neugierig geworden bin ich zunächst über eine Rezension im Tagesspiegel (Hinweis: muss man nicht lesen, den Artikel in der FAZ gleich zweimal nicht.), noch mehr allerdings durch sein Interview zum Roman. Ich bin gespannt.

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damals, Freitag, 7. Oktober 2011, 22:44
Schön, dass wieder Kommentare möglich sind: Ich bin nämlich sehr gespannt auf Ihre Rezension von Eugen Ruge. Persönlich hatte ich ja meine Pauschalvorurteile a la "nein, nicht schon wieder son`n Funktionärskind wie Monika Maron", würde mich aber natürlich sehr freuen, wenn Sie mich eines Besseren belehren könnten.

g., Sonntag, 9. Oktober 2011, 06:40
Da wir sehr unterschiedliche Erfahrungshintergründe haben, werde ich Ihre Erwartungen wohl enttäuschen. Eine Rezension wollte ich auch nicht schreiben, da es nicht unbedingt mein Anliegen ist, den Roman einem Publikum vorzustellen. Ich habe nur eklektisch (Ein Lob des Eklektizismus wollte ich schon längst mal singen.) mir zu einigen Stellen und Figuren mal ein paar Gedanken abgezwiebelt. Ob Sie damit etwas anfangen können?
Wenn ich versuche, mich in Sie hineinzuversetzen, komme ich eher zu der Einschätzung, dass die Passagen des Romans, die sich auf die Zeit kurz vor und nach dem Umbruch 1989/90 beziehen, ihr Interesse finden würden. Möglicherweise auch der Prozess des – wie soll ich sagen? – ‚Hinausdifundierens’ der Hauptfigur aus den gesellschaftlichen Konflikten der Eltern und Großelterngeneration. Diese Passagen sind nach meiner Einschätzungen übrigens sehr schön dargestellt.
Zum Abschluss: Monika Marons Texte zur DDR habe ich nicht gelesen und so kann ich aus eigener Anschauung nicht sagen, ob sie Anregendes, Funktionärskind hin oder her, zu sagen weiß. Ruges Roman jedenfalls ist keinesfalls eine Weißwäscherei oder noch schlimmer und langweiliger eine Abrechnung mit der Funktionärskaste der DDR. Er versucht über drei Generationen hinweg, Lebenswege zu schildern und sie zu verstehen.

damals, Sonntag, 23. Oktober 2011, 16:28
Antwort nach hundert Jahren:
Sie haben meine Erwartungen insofern erfüllt, als Ihre exemplarischen Beobachtungen (mehr noch als die verlinkten Internetseiten) einen Eindruck von dem Roman verschafften (nach dem ich allerdings weniger Lust hatte, ihn jetzt zu lesen) Inzwischen hab ich in der Buchhandlung auch eine Leselprobe der Longlist zum Buchpreis geschenkt bekommen, die mir mir bestätigte, dass mich der Text wohl thematisch, aber stilistisch gar nicht interessiert (scheint ja tatsächlich eher in Richtung traditionell solider Familienroman zu gehen), auch wenn sich mein "Funktionärsverdacht" wohl nicht bestätigt hat (mit ihm meinte ich übrigens weniger Biografisches als einen bestimmten Funktionärsgeruch der Verkniffenheit und Unklarheit, den meines Verachtens Monika Maron ausströmt - im Gegensatz beispielsweise zu Ulrich Plenzdorf, den man ja rein biografisch auch in diese Ecke stellen könnte).
Deshalb danke! Die subjektiven Blickwinkel sind immer noch die verlässlichsten.