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Rumbalotte oder „Ruhm und Ehre …“ IV
g. | Donnerstag, 28. Februar 2013, 07:30 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Ist die Zote frauenfeindlich? Schaumermal.
Die erste Auflage des Buches „Das Gelächter der Geschlechter“ habe ich irgendwann Mitte der 80er gelesen. Ich habe mich damals viel mit komischer Literatur und Komiktheorie beschäftigt.
Es war eine Aufsatzsammlung, die meist auf sehr niedrigem theoretischen Niveau angesiedelt in verschiedenen Variationen die These vertreten haben, dass Frauen eher miteinander lachen als über andere und Männer sich halt gerne über Andere lustig machen. Nun ja, Frauen sind halt die besseren Menschen.
Die Einleitung war von Senta Trömel-Plötz, die bekanntlich das Werturteil über das generische Maskulinum wieder belebt hatte und irgendwas über Repräsentation von Frauen in der Komik schrieb. Das ist alles lange her.
Nach einer halben Stunde war ich mit dem Bändchen fast durch und hatte schon die Hoffnung aufgegeben, dass noch irgendetwas Substanzielles käme, als ich auf einen Aufsatz stieß, der die Ergebnisse einer teilnehmenden Beobachtung vorstellt.
Eine Gruppe alter Frauen aus den niederen Schichten war gebeten worden, sich gegenseitig Witze zu erzählen. Zuerst lief das wohl ziemlich gehemmt ab, aber nach dem einen oder anderen Eierlikör kam die Sache in Schwung und die Damen rissen Zoten, das es eine wahre Freude war.
Es war der einzige Aufsatz, der sich überhaupt mit Empirie jenseits des eigenen Bekanntenkreises beschäftigte und – obacht meine Herren – der Aufsatz war von einem Mann.
Über das Lachen der Geschlechter erfuhr man in dem Band darüber hinaus nicht sonderlich viel, zu fixiert auf den Unterschied ‚Lachen mit‘ und ‚Lachen über‘.
Das Bändchen hat wohl eine Aktualisierung erfahren, die nur wenig differenzierter vorgegangen ist.
Einige verstreute Anmerkungen dazu:
„Sexwitze waren selbstverständlich Herrenwitze.“ Waren sie nicht, trotzdem behauptet das Helga Kotthoff, Sexwitze waren auch schon damals Herrenwitze bestenfalls in bestimmten Kreisen, wobei Komikerinnen in der Tat unterrepräsentiert sind, nur ist das eine andere Fragestellung als worüber die Geschlechter lachen.
„Männer hingegen scherzen untereinander weniger auf eigene Kosten, in gemischter Gesellschaft schon eher. Denn das kommt bei Frauen gut an.“
Witze als Instrument des Anbaggerns wären dann doch wieder ein eigenes Thema. Dass Männer untereinander weniger auf eigene Kosten lachen halte ich für ein Gerücht.
Robert Gernhardt erzählt in einem Spiegel-Interview folgende Geschichte:
Vor Jahren hörte ich in einer Kneipe vier fidele Rentner das folgende Liedchen singen: "Und ist der Schwanz geknickt, dann wird nicht mehr gefickt, dann saufen wir die Eier aus und schmeißen den Sack zum Fenster raus."
Aber weiter im Text:
„Sarkasmus ist eine aggressive Form der Ironie und unterstreicht ein bestehendes Machtgefälle.“ Oder eben ein Ausdruck von Leid oder Verzweiflung. Sarkasmus und Ironie sind zwei verschiedene Stilmittel .
Und, um so einen Satz als Erkenntnis zu präsentieren, muss man schon sehr schräge gepolt sein:
„Arbeiterinnen sind schlagfertiger als Gattinnen; sie erzählen sich Sexwitze, über die Lehrerinnen die Nase rümpfen.“
Da wird dann Manches wahrgenommen und Anderes nicht und dann doch wieder alles zusammengewürfelt.
Jesus, meine Zuversicht, wenn ‚die‘ Frauen so wären, wenn ihr Humor so zurückhaltend, so ‚decent‘, so erhaben wäre, wäre die Welt ziemlich öde und ‚die‘ Frauen ein schrecklich langweiliges Geschlecht.
Und den folgenden Gynäkologenwitz, den Helga Kotthoff als Beleg für den zunehmenden Humor von Frauen anführt, hörte ich zum ersten Mal vor mehr als 15 Jahren in einer Männerrunde; er ist wohl kein originärer Frauenwitz (was immer das sein mag):
Was bleibt? Die traurige Erkenntnis, dass man bei der Frage ob es Unterschiede im Humor von Männern und Frauen gibt weiterhin auf sein persönliches Erfahrungswissen beschränkt ist. (Warum gibt es eigentlich bei unter feministischer Flagge segelnder Wissenschaft so häufig nur solche begriffs- und substanzlosen Elaborate? Ein Grund dürfte der eingeschränkte Blickwinkel sein.)
Die erste Auflage des Buches „Das Gelächter der Geschlechter“ habe ich irgendwann Mitte der 80er gelesen. Ich habe mich damals viel mit komischer Literatur und Komiktheorie beschäftigt.
Es war eine Aufsatzsammlung, die meist auf sehr niedrigem theoretischen Niveau angesiedelt in verschiedenen Variationen die These vertreten haben, dass Frauen eher miteinander lachen als über andere und Männer sich halt gerne über Andere lustig machen. Nun ja, Frauen sind halt die besseren Menschen.
Die Einleitung war von Senta Trömel-Plötz, die bekanntlich das Werturteil über das generische Maskulinum wieder belebt hatte und irgendwas über Repräsentation von Frauen in der Komik schrieb. Das ist alles lange her.
Nach einer halben Stunde war ich mit dem Bändchen fast durch und hatte schon die Hoffnung aufgegeben, dass noch irgendetwas Substanzielles käme, als ich auf einen Aufsatz stieß, der die Ergebnisse einer teilnehmenden Beobachtung vorstellt.
Eine Gruppe alter Frauen aus den niederen Schichten war gebeten worden, sich gegenseitig Witze zu erzählen. Zuerst lief das wohl ziemlich gehemmt ab, aber nach dem einen oder anderen Eierlikör kam die Sache in Schwung und die Damen rissen Zoten, das es eine wahre Freude war.
Es war der einzige Aufsatz, der sich überhaupt mit Empirie jenseits des eigenen Bekanntenkreises beschäftigte und – obacht meine Herren – der Aufsatz war von einem Mann.
Über das Lachen der Geschlechter erfuhr man in dem Band darüber hinaus nicht sonderlich viel, zu fixiert auf den Unterschied ‚Lachen mit‘ und ‚Lachen über‘.
Das Bändchen hat wohl eine Aktualisierung erfahren, die nur wenig differenzierter vorgegangen ist.
Einige verstreute Anmerkungen dazu:
„Sexwitze waren selbstverständlich Herrenwitze.“ Waren sie nicht, trotzdem behauptet das Helga Kotthoff, Sexwitze waren auch schon damals Herrenwitze bestenfalls in bestimmten Kreisen, wobei Komikerinnen in der Tat unterrepräsentiert sind, nur ist das eine andere Fragestellung als worüber die Geschlechter lachen.
„Männer hingegen scherzen untereinander weniger auf eigene Kosten, in gemischter Gesellschaft schon eher. Denn das kommt bei Frauen gut an.“
Witze als Instrument des Anbaggerns wären dann doch wieder ein eigenes Thema. Dass Männer untereinander weniger auf eigene Kosten lachen halte ich für ein Gerücht.
Robert Gernhardt erzählt in einem Spiegel-Interview folgende Geschichte:
Vor Jahren hörte ich in einer Kneipe vier fidele Rentner das folgende Liedchen singen: "Und ist der Schwanz geknickt, dann wird nicht mehr gefickt, dann saufen wir die Eier aus und schmeißen den Sack zum Fenster raus."
Aber weiter im Text:
„Sarkasmus ist eine aggressive Form der Ironie und unterstreicht ein bestehendes Machtgefälle.“ Oder eben ein Ausdruck von Leid oder Verzweiflung. Sarkasmus und Ironie sind zwei verschiedene Stilmittel .
Und, um so einen Satz als Erkenntnis zu präsentieren, muss man schon sehr schräge gepolt sein:
„Arbeiterinnen sind schlagfertiger als Gattinnen; sie erzählen sich Sexwitze, über die Lehrerinnen die Nase rümpfen.“
Da wird dann Manches wahrgenommen und Anderes nicht und dann doch wieder alles zusammengewürfelt.
Jesus, meine Zuversicht, wenn ‚die‘ Frauen so wären, wenn ihr Humor so zurückhaltend, so ‚decent‘, so erhaben wäre, wäre die Welt ziemlich öde und ‚die‘ Frauen ein schrecklich langweiliges Geschlecht.
Und den folgenden Gynäkologenwitz, den Helga Kotthoff als Beleg für den zunehmenden Humor von Frauen anführt, hörte ich zum ersten Mal vor mehr als 15 Jahren in einer Männerrunde; er ist wohl kein originärer Frauenwitz (was immer das sein mag):
„Sie war bei der neuen Gynäkologin und kommt erleichtert nach Hause. "Du", sagt sie zu ihrem Mann, "das ist eine sehr tüchtige Frau und sie ist auch sehr nett. Sie hat zu mir gesagt, ich hätte ja eine Haut wie eine 30-Jährige und ich hätte ja überhaupt keinen Bauch." Er: "Und was hat sie zu deinem 50-jährigen Arsch gesagt?" Sie: "Über dich haben wir nicht gesprochen."
Was bleibt? Die traurige Erkenntnis, dass man bei der Frage ob es Unterschiede im Humor von Männern und Frauen gibt weiterhin auf sein persönliches Erfahrungswissen beschränkt ist. (Warum gibt es eigentlich bei unter feministischer Flagge segelnder Wissenschaft so häufig nur solche begriffs- und substanzlosen Elaborate? Ein Grund dürfte der eingeschränkte Blickwinkel sein.)
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