Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Donnerstag, 16. Februar 2012
Masse und Individuum
Wenn ich früh morgens zur Arbeit gehe, muss ich an einer großen Verwaltung vorbei. Dann wird es voll. Ein unendlicher Strom an Menschen kommt mir vom Bahnhof entgegen und strebt in einen der Seiteneingänge dieser Verwaltung. Müssen die alle zur gleichen Zeit anfangen?
Aber davon wollte ich nicht erzählen.

Im Winter schieben bekanntlich alle Schneeräumer und Schneeräumerinnen ihren Schnee links und rechts des Gehweges auf die Seite. Wohin auch sonst, werden Sie jetzt nicht ganz unberechtigt einwenden. Schon, würde ich dann entgegnen, aber dadurch verengt sich die Gehrinne im Lauf des Winters doch erheblich. Ich kann dann nicht mehr neben meiner Frau gehen und das ist ziemlich doof, weil wir uns ganz gerne auf dem Weg unterhalten und überhaupt.
Wenn sich nun, wie in den letzten Tagen, der Weg auf einen schmalsten Pfad verengt hat, trippelt die unübersehbare Masse der Verwaltungsangestellten in einer feinen Linie ohne den geringsten Zwischenraum vom Bahnhof bis fast vor meine Haustüre. Diese erdrückende Masse zwingt uns nun, auf dem verharschten Schnee zugehen, in den man zu allem Überfluss, mit einem spürbaren Ruck, einbricht. Wahrscheinlich war es so ähnlich auf dem Yukontrail, als Jack London, dem Golde nach strebend, schwerbeladen den Chilkoot Pass zu überwinden trachtete. Nur dass er eben den Vorteil hatte, dass ihm, im Gegensatz zu mir, auf dem Wege über die verschneiten Pässe der Boundary Ranges eben kein Strom an Kontrahenten entgegen kam und ihn vom rechten Wege abdrängte. Der Glückliche!
Ich hingegen leide unter der entgegenkommenden Masse, die uns beiden bedauernswerten Individuen keine Chance lässt, etwa durch Lückenhooping (auf der Autobahn nervt das ja gewaltig) schneller und bequemer voran zu kommen.

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